Buchbesprechung im Artikel

Querdenken 2013 – Buchkritik

Als Geschenk erhielt ich das Buch Querdenken 2013 – Das Wichtigste aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Es enthält insgesamt 9 Beiträge von verschiedenen Autoren zu den jeweiligen Fachgebieten und zu ganz unterschiedlichen Themen. Grundsätzlich habe ich nichts gegen einen Blick über den eigenen Tellerrand und so freute ich mich auf die Lektüre. Ob es sich allerdings wirklich lohnt, soll diese kleine Buchkritik klären.

Querdenken 2013 – Buckritik

Zunächst möchte ich kurz auf die einzelnen Autoren nennen und eine nicht gerade nette Erinnerung auffrischen. Die Autoren des Buchs sind:

  • Heribert Prantl
  • Thomas Wieczorek
  • Hamed Abdel-Samad
  • Petra Reski
  • Norbert Walter, Jörn Quitzau
  • Susanne Schmidt
  • Hans-Ulrich Grimm
  • Werner Bartens
  • Dick Swaab

Der regelmäßige Leser des Literaturasyls wird sicherlich bemerkt haben, dass Thomas Wieczorek einer der Autoren ist, von dem ich die verblödete Republik las und hier kritisierte. Ich möchte es mal so ausdrücken, sein Beitrag „Die rebellische Republik“ steht ganz im Sinne und im Stil seiner Bücher – unreflektiert und sehr populistisch aufgemacht. Diese Art von Schreiberei mag ich nicht und schon im Beitrag davor von Heribert Pranktl, der den Verfassungsschutz einseitig aufs Korn nimmt, musste ich mich zusammenreißen.

Beide Autoren betreiben astreines Institutionen-Bashing, was in der BRD sicherlich nicht schwer fällt. Trotzdem erwarte ich dann einfach mehr Geist, mehr Inhalt, bessere Recherchen und vor allem eine differenzierte Kritik. Immer nur feste von der einen Seite drauf mit dem Knüppel ist stumpf und spricht auch nur stumpfe Leser an.

Der dritte Beitrag stammt von Hamed Abdel-Samad und beschäftigt sich mit der arabischen Revolution. Schon wieder so ein Thema, welches sicher wunderbar in knappen 20 Buchseiten tiefgründig besprechen lässt. Immerhin gibt er zu, dass er selbst nur Ideen und keine fundierte These besitzt.  Zudem spricht er zwar immer wieder vom Islam, bezieht sich aber meist auf Afrika und vergisst ein wenig die restlichen muslimisch geprägten Länder.

Aktuell muss ich meine Meinung über Hamed Abdel-Samad etwas revidieren, da ich ein Interview von ihm im Deutschlandradio hören konnte. Er äußerte sich hier zur aktuellen demokratischen Lage in Ägypten und diese Aussagen waren deutlich besser und fundierter, wie der Textbeitrag in Querdenken 2013.

Bis zu diesem Zeitpunkt war das Buch mehr Qual als Wahl, aber da es ein Geschenk war, ging es gebückt weiter. Plötzlich tauchte Petra Reski mit ihrem Beitrag zur Mafia auf. Hier änderte sich mein Leseverhalten schlagartig und das Kapitel ging runter wie Öl. Sauber geschrieben, spannend, aufschlussreich und inhaltlich einfach interessant.  Vielleicht mag ich hier ein wenig zu enthusiastisch sein, aber nach der literarischen Wüste, kam mir jeder Satz wie die Regenzeit in der Sahara vor. Dieses Kapitel versöhnte mich mit dem Buch und Frau Petra Reski darf von mir aus auch weiterhin für den Stern und die Brigitte schreiben. Von mir gibt es einen Daumen nach oben und ich werde mir ihr Buch: Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern sicherlich zulegen und lesen. Die Buchkritik folgt dann hier.

Die nächsten beiden Aufsätze behandeln die internationale Finanzkrise und die kapitalistisch eingestellte Wirtschaft. Sie sind beide inhaltlich interssant geschrieben, aber bei einem solchen Thema fehlt etwas die Spannung. Zudem werden keine echten Alternativen aufgezeigt und man ist immer noch der festen Meinung, man dürfe Griechenland nicht in die Insolvenz entlassen. Da gefällt mir die Erklärung der Griechenlandkrise mittels Fuselanleihen hier im Blog besser, als auch die einfache Erklärung der Krise.

Den Abschluss in Querdenken 2013 bilden drei Beiträge aus den Naturwissenschaften. Hans-Ulrich Grimm rät vom Verzehr von so genannten Healthfood ab. Dies bedeutet man sollte viel mehr auf eine gute Ernährung achten und frische Produkte verwenden, als sich auf die Werbeversprechen der Lebensmittelindustrie zu verlassen. Sehr fundiert und mit vielen Studien untermauert er seine Aussagen und hat mich angenehm, bzw. von der Aussage her unangenehm überrascht.

Im gleichen Tenor rechnet Werner Bartens mit der Glücksmedizin ab und zeigt an sehr unterhaltsamen Rechenbeispielen, wie gut es tatsächlich geht und wie wenig man den Pharmariesen glauben sollte. Vielleicht ein wenig zu viel Motivation, aber doch ein unterhaltsamer Abschnitt.

Den letzten Beitrag bringt Dick Swaab mit dem Titel Wir sind unser Gehirn. Im Grunde ein Text, der den naturwissenschaftlichen Ansprüchen genügt, aber irgendwie kam mir alles sehr bekannt vor. Dies liegt vor allem an meiner vorherigen Lektüre: „Wer bin ich, wenn ich onlne bin… und was macht mein Gehirn solange?“ Weite Strecken sind dort sehr genau abgebildet und da kann so ein kurzer Anriss nicht mithalten.

Fazit Querdenken 2013

Der Anfang von Querdenken 2013 viel mir sehr schwer, aber allein wegen dem Beitrag von Petra Reski hat sich das Buch für mich gelohnt. En Grande denke ich, dass es ganz okay ist, wenn man sich ein wenig über gesellschaftlich relevante Themen informieren möchte, aber dann sollte man auch noch andere kritische Beiträge lesen.

Ob die Schreiber auf Dauer richtig liegen, wird die Zeit zeigen und sicherlich wird man in 20 Jahren bei der einen oder anderen Aussage die Hände über den Kopf schlagen und ungläubig mit den Augen rollen. Für Spezialisten auf den jeweiligen Gebieten ist es nicht empfehlenswert, dafür steckt zu viel Polemik zwischen Buchklappen, aber doch kann man sich als Normalbürger damit beschäftigen.


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