Filter Bubble Buchtitel

Filter Bubble – Eli Pariser – Buchkritik

In dieser Buchkritik wird das Werk Filter Bubble von Eli Pariser mit dem klingenden Untertitel „Wie wir im Internet entmündigt werden“ besprochen Erschienen ist es im Carl Hanser Verlag München 2012. Titel der Originalausgabe: „The Filter Bubble. What the Internet Is Hiding from You.“ (2011, New York, The Penguin Press).  Zunächst wird auf den Inhalt des Bchs eingegangen, um diesen anschließend kritisch zu betrachten und weitere Überlegungen anzustellen.

Filter Bubble – Buchkritik

Inhalt Filter Bubble

Das Buch beginnt im ersten Kapitel mit einer Nacherzählung des Aufstiegs des personalisiertem Internets anhand einer stringenten Kette von der Entstehung Amazons, über Google bis hin zu Facebook. Zudem wird der Kampf zwischen Google und Facebook um die engste Nutzerbindung beschrieben, da diese gleichbedeutend mit Daten sind. Die Grundidee hinter dem personalsiertem Netz ist ein möglichst zugeschnittenes Nutzerprogramm für jeden einzelnen von uns. Dieses Programm, die Suchergebnisse und selbst die Werbung werden durch einen immer größer werdenden Datensatz geschärft und optimiert. Quasi wie eine Fernsehzeitung, die aber nur noch die Kanäle listet, für die man sich höchstwahrscheinlich interessiert, funktioniert mittlerweile auch zum größten Teil das Internet. Dies bringt aber zwei Nachteile mit sich, denn zum einen sieht man überhaupt nur noch eigenbezogene relevante Ergebnisse und gleichzeitig werden diese auch noch durch handfeste montäre Interessen befeuert. Man ist sozusagen im eigenen Umfeld gefangen und es wird immer schwieriger über den einem zugedachten digitalen Tellerrand zu schauen.

Im weiteren Verlauf des Buchs beschäftigt sich Eli Pariser vor allem mit den Auswirkungen der Filter Bubble und der Personalsierung im Internet. Auch die Macher und Treiber hinter dem System bekommen eine gehörige Portion Kritik ab. Seiner Ansicht nach, sind Programmierer polischt recht desinteressierte Menschen, die aber gerade durch ihre Tätigkeit sehr viel politische Verantwortung übernehmen und übernehmen müssen.

Später driftet er immer weiter ab und beschreibt einige sehr düstere Zukunfsszenarien, die allerdings nicht alle seiner eigenen Vorstellungskraft entsprungen sind. Da geht es um RFID-Chips und automatische Gesichtserkennung, sowie die Auswirkungen auf jeden einzelnen von uns. Im letzten Kapitel wandelt sich der Inhalt ein wenig und der Autor versucht Wege aus dem personalisiertem Internet aufzuzeigen. Teilweise versöhnt er sich mit den neuen Techniken und plädiert für eine gemäßigte Mischform, sowie eine von Endnutzern selbst kontrollierte Internetumgebung.

Kritik Filter Bubble

Bis auf das letzte Kapitel fühlt man sich im Buch sehr verloren und man könnte glauben, dass die düstere Zukunft des personalisierten Internets wie in Stein gemeißelt vor uns liegt. Der Leser bekommt zwangsläufig ein mulmiges Gefühl und wird schwer mit dem Thema der eigenen Daten emotionalisiert. Da wird von halb im Untergrund aggierenden Firmen erzählt, welche die Daten für einen Großteil der Weltbevölkerung gesammelt haben, von schweren Manipulationen, von einer für jeden selbst geschaffene digitalen Welt, die schlußendlich auch in die reale Welt überschwappt. Es wird fast schon Hoffnungslosigkeit propagiert, bis Eli Pariser dann endlich im letzten Kapitel angebliche Auswege aufzeigt.

Mich stört vor allem am Buch, dass der Normalbürger wie ein Rindvieh dargestellt wird, das sogar noch freiwillig seine Daten in die Cloud gibt. In Parisers Gedankenwelt hat der selbstbestimmte, unabhänig denkende Menschen keinen Platz mehr. Zwar wird beschrieben, was kreatives Denken fördert, aber beschreibt nicht, welche Mechanismen für eine Art kritische Auseinandersetzung verantwortlich sind. Hier kann man sich selbst einschalten und an die eigene Nase packen. Klar, es gibt immer auch viele Ausnahmen und viele werden nur auf Grundlage ihrer eigenen Erfahrungswelt denken, aber was ist mit dem Rest? Was ist mit den Menschen, die bis zum erbrechen wieso fragen, die eben das große Verständnis erlangen wollen? Was ist den Individualisten, die sich erst mit empirischen Zahlen zufrieden geben? Dieser Typus Mensch wird nicht durch ein personalisiertes Internet verschwinden. Ganz im Gegenteil, er hat sogar das Zeug zum Helden in dieser von Computern, Logiken und Algorithmen gesteuerten Umgebung.

Mag die Vorstellung der Möglichkeiten und er Zukunft noch so genau sein, so fehlt es bei der Lösung an simplen Belegen. Diese werden nicht hinterfragt und es bleibt ein fader Geschmack von einem unschönen Kuhhandel zurück.

Fazit Filter Bubble von Eli Pariser

Wer sich intensiv mit dem Internet beschäftigt und etwas über den Rand des normalen Users und Programmierers schaut, wird bei Filter Bubble nicht viel neues finden. Dabei ist es durchaus ein gutes Grundlagen und Aufklärungswerk, was uns blühen könnte, wenn wir zu freizügig mit unseren eigenen Daten in sozialen Netzwerken und in der digitalen Welt umgehen. Die Pflicht eines jeden mündigen Bürgers ist es auch sich über die politischen Umstände der Umgebung zu informieren und hier leistet Filter Bubble einen guten und wichtigen Beitrag. Für echte Webworker und Netzphilosophen bietet das Buch einige Anhaltspunkt um selbst zu denken und Ideen zu bekommen. Unter Umständen lässt sich der eigene Wahrnehmungsbereich an der einen oder anderen Stelle auch noch ein Stück schärfen. Wer Lösungen und Antworten sucht, kann mit Filter Bubble aber leider nicht zufrieden sein. Es liest sich mehr wie ein scharfes angreifendes Schwert, welches für Konflikt steht.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: