George G. Szpiro hat ein kleines interessantes Buch mit dem Titel Mathematik fpür Wochenende geschrieben. Es handelt sich hierbei um 50 kleine Geschichten aus Mathematik und Wissenschaft. Hier nun einen kleine Buchkritik zu Szpiros Werk und ein paar Hintergrundinformationen zum Autor.
Buchkritik Mathematik fürs Wochenende
George G. Szpiro wurde 1950 in Wien geboren und arbeitet als Mathematiker und Journalist. Die Berufswahl hört sich sonderbar an und dürfte auch relativ selten vorkommen. Soweit es mir bekannt ist, schreibt er vor allem Berichte über die Welt der Mathematik. 2003 erhielt er den Prix Media der Akademie der Naturwissenschaften der Schweiz. Vor allem hat er sich im Bereich von populärwissenschaftlichen Aufsätzen und Büchern über Mathematik einen Namen gemacht.
Szpiro beschreibt selbst in seinem Vorwort, dass er mit 50 Geschichten aus Mathematik und Wissenschaft vor dem Problem stand, wie er über angewandte und reine Mathematik berichten soll, so dass ihn ein möglichst großer Teil der Menschen verstehen könnte. Mag alles in der Mathematik abgeleitet und beweisbar sein, so mutet es normalen Menschen zumeist wie Magie an. Es werden unverständliche Worte benutzt und in noch unverständlicheren Konstrukten verwendet.
Szpiro bezieht sich in seinem Buch vor allem auf die 7 großen Millennium-Probleme der Mathematik. Dabei handelt es sich um ein im Jahr 2000 ausgerufenen Wettbewerb der Clay Mathematics Institute in Cambridge / Massachusetts. Für die Lösung jedes dieser mathematischen Rätsel wurde ein Preisgeld von 1.000.000.- $ ausgelobt. Bisher gelang es einzig und allein die Poincaré-Vermutung zu beweisen. Dies geschah durch Gregori Peleman, einem zurückgezogenen russischen Wissenschaftler, der fast als Eremit lebt und der Mathematik nachgeht. 2006 wurde ihm für seine Arbeit die Fields-Medaille verliehen, die er aber als erster Mathematiker überhaupt ablehnte. Am 18. März 2010 wurde ihm das Preisgeld von 1.000.000.- $ zugesprochen, das er ebenfalls ablehnte. Man vermutet Peleman zur Zeit wieder irgendwo im harten sibirischen Winter, wo er abgeschottet von der Außenwelt über reine Mathematik grübelt.
Man kann sich an dieser Stelle gut vorstellen, wie faszinierend die Person Peleman ist und welchen Einfluss er auf die Mathematiker der Welt ausübt. Diesem Phänomen ist Szpiro ebenfalls verfallen und bringt interessante, sowie teils schon lustige Anekdoten zur Person Peleman. Allerdings behandelt er auch durchaus andere Themen der Mathematik und selbst für mich reale Mathematik. Ein Kapitel beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Algorithmus der Suchmaschine Google.
Für den durchschnittlichen Leser ist dieses Buch definitiv nicht geeignet und ich würde es ganz vorsichtig ab der allgemeinen Hochschulreife ansetzen. Besser wäre noch eine abgeschlossene akademische Ausbildung, die zumindest rudimentär etwas mit Mathematik zu tun hat. Alleine um zu verstehen, was die Poincaré-Behauptung ist, hat mich einiges an Zeit gekostet. Hier eine wissenschaftliche Formulierung des Problems:
Eine kompakte unberandete 3-dimensionale Mannigfaltigkeit hat genau dann eine triviale Fundamentalgruppe, wenn sie homöomorph zur 3-Sphäre ist.
Man kann hier für meine Verständnisse zunächst 3-30 Fragezeichen anhängen. Es bedurfte einiger Arbeit, um überhaupt rudimentär zu verstehen, um was es dabei geht. Trotzdem erschien mir Mathematik fürs Wochenende als faszinierender Lektüreausflug in eine Welt, die ich wohl nicht vollständig, richtig oder grundsätzlich verstehen werde. Die menschlichen Geschichten und Abgründe, welche sich im Hintergrund, der kaum zu verstehenden Mathematik, auftun, sind erheiternd und spannend.
Wer sich also richtig das Hirn zermattern möchte oder schon ein Mathematiker ist (der hat dann eh ganz andere Probleme), sollte sich dieses Buch zulegen, lesen und studieren. Warum soll man nur in drei langweiligen Dimensionen denken, wenn es um so vieles spannender ist, in der N-Dimension zu rechnen oder warum nicht gleich in allen Dimensionen. Eine ausgesprochene Empfehlung für dieses Buch, allerdings nur für eine sehr eingeschränkte Lesergruppe.