Proporzdemokratie Definition – Versäulung

Proporzdemokratien sind demokratische Systeme in denen die Willensbildung nach Proporz als Entscheidungsprinzip gebildet wird. Satori bezeichnet dies auch als „Einhelligkeitsdemokratie“ oder ein anderer Begriff ist Konkordanzdemokratie. Ämter, Positionen und Willensbildung geschehen auf dem Wege der Verhandlung und werden Anteilsmäßig besetzt.

Definition Proporzdemokratie

Proporzdemokratien finden vor allem in Systemen Anwendung, in denen die Einheiten sich nicht dauerhaft einigen und unterordnen können. Diese Inkompatibilität und die unüberwindbaren Konfliktlinien werden durch das Proporz abgeschwächt, so das es zu einer Systemstabilisierung führt. Würden hier Mehrheitsentscheidungen angewendet, so würde sich die unterlegenen Akteure nicht der Machtausübung unterwerfen und offene Konflikte wären die Folge.
Es leben also mehrere unvereinbare Gruppen in einem Umfeld ohne Chance auf Homogenität. Die Abgrenzung zu mindestens einer weiteren Gruppe kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden: sozial, kulturell oder religiös. Diese Starre und unzureichende Mobilität nennt man Versäulung.

Versäulung

Versäulung kam vor allem in den Niederlanden zwischen den Jahren 1920 bis 1970 vor. Hier lebten mehrere religiöse Gruppen völlig eigenständig nebeneinander her. Sie hatten eigene Kammern, Kirchen und Ansichten, so dass sie völlig autark nebeneinander leben konnten. Sie waren kulturell und sozial getrennt, obwohl sie im gleichen Staat lebten. Die Versäulung führte zu unüberwindbaren sozialen Hindernissen, welches sich selbst durch den 2. Weltkrieg nicht aufbrechen liesen.

In den Niederlanden existierten vornehmlich folgende Säulen:

  • katholische Säule
  • protestantisch-christliche Säule
  • neutrale Säule
  • sozialistische Säule

Mittlerweile schwappt der niederländische Begriff Verzuiling als Synonym für Versäulung in den deutschen Sprachgebrauch über, der sich aber alleine auf die niederländischen Säulen bezieht. Versäulung sind letztendlich offen zu Tage tretende Parallelgesellschaften innerhalb eines Staatsgebiets.

Konflikte werden dadurch vermieden, dass man sich gegenseitige Zugeständnisse macht und Kompromisse schließt. Sind diese Kompromisse extrem, so können wieder innerparteiliche Konflikte auftreten.

Beispiele sind die Schweiz und die Niederlande.


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