Die Killerspieldebatte ist in der Öffentlichkeit im vollen Gange und auch das ZDF beteiligt sich fleißig daran. Ob der Sender dabei nur lautere Mittel einsetzt, darf mittlerweile bezweifelt werden, aber bitte, es soll sich jeder selbst seine Meinung bilden. Bei der Aktion „Anti-Killerspiele“ der Aktionsgemeinschaft Winnenden, berichtete das ZDF in seiner Sendung „heute“ vom 17.10.2009 über die Einsammlung von Killerspielen.
Grundsätzlich ist es eine sehr gute Sache, dass der Bericht beide Seiten der Diskussion anschneidet und auch zu Wort kommen lässt. Wer den Bericht nicht gesehen hat, kann dies hier tun.
ZDF – heute – 17.10.2009
Quelle: Youtube.de User ilembcke, 20.10.2009
Man beachte vor allem den jungen Mann bei Sekunde 31, der dort augenscheinlich seine Killerspiele im riesigen Container versenkt. Wer die Bloggosphäre aufmerksam verfolgt, mag in den letzten Tagen schon einige Artikel gesehen haben, die davon berichten, dass die Aktion eigentlich völlig in die Hosen ging. Über den Erfolg der Aktion berichtet der Beitrag des ZDF aber gar nicht und durch den Container, scheint es so, als wären unzählige Killerspiele eingesammelt worden.
Nun ist ein anderes kleines Video im Internet von der Aktion gegen Kilerspiele aufgetaucht. Es ist für einen mündigen Bürger völlig legitim sich aus mehreren Quellen zu informieren. Wie sagt doch der eine Herr im Interview: „Meistens bestimmen eh Leute darüber, die noch nie einen Computer bedient haben.“ Das zweite Video zeigt zwar die Aktion gegen Killerspiele, aber im speziellen eigentlich wie das ZDF genau die Szene dreht, wie der Junge sein Killerspiel zu den tausenden anderen im Container versenkt…
Anti-Killerspiel Aktion aus andererm Blickpunkt
Quelle: Youtube.de User: s3sebastian 20.10.2009
Tja, irgendwie stellen sich mir hier ein paar Fragen. Ich hielt die ZDF-Sendung heute eigentlich immer für eine sehr seriöse Nachrichtensendung. Ich wußte nicht, dass man Nachrichtenmeldungen, wie Hollywood seine Spielfilme, gleich mehrmals drehen kann. Unter ehrlichem und seriösen Journalismus verstehe ich persönlich etwas anderes und selbst dieser Artikel stelle ich noch in die Kategorie Populismus.
Bitte versteht mich nicht falsch, die Diskussion über Killerspiele ist rechtens und eine öffentliche Debatte über ein kritisches Thema ist immer erwünscht. Propaganda, Fakes und Diffamierung allerdings nicht. In den 50ern war es der böse Rock ’n Roll, in den 80ern waren es die bösen Gewaltvideos und heute sind es eben die Killerspiele, welche am Pranger stehen. Trotzdem muss man sich die Frage stellen, wie groß wohl die Anzahl der heutigen Kritiker ist, die damals in ihrer Kindheit selbst im Wald mit Stecken Räuber und Gendarm gespielt haben. Counterstrike & Co sind im Grunde nichts anderes, außer dass man sich am Ende nur ganz, ganz selten mit aufgelesenen Ästen und Stecken gegenseitig verkloppt.
Sinnvoll wäre zum Beispiel die Diskussion, wie sich aktiv die FSK-Freigabe einhalten lassen würde. Schließlich wurden die Killerspiele von der FSK freigegeben und wenn nun schon 12-Jährige täglich mehrere Stunden mit CS verbringen können, dann liegt das Problem nicht beim Spiel. Wie wäre es mit einer Diskussion, warum die Kids diese Spiele auf eigene Faust entdecken und zum Beispiel nicht geleitet in Jugendhäusern an dieses Thema herangeführt werden?
Mein Beileid ist mit Sicherheit bei den Opfern und Angehörigen von Winnenden, aber trotzdem muss man sich fragen, warum man unbedingt einen Schuldigen bei den Killerspielen finden möchte. Millionen von deutschen Jugendlichen spielen jeden Tag Counterstrike und laufen nicht Amok, wieso sollten also die Killerspiele einzig und allein die Schuld daran tragen.
Sehr schade, dass sich ein großer deutscher Sender wie das ZDF so einseitig bei der Meinungsmache beteiligt und tief auf das Niveau eines Boulevardblatts mit 4 Buchstaben absinkt. Und gut, dass es findige Bürger gibt, die mit einer Kamera umgehen können und uns so zeigen, dass wir nicht mehr jeden Schmuh ungefragt hinnehmen müssen.
Besondern Dank an digiom, wo ich auf die Videos aufmerksam wurde.