Der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und die Politikwissenschaftlerin Linda Bilmes haben ein ehrgeiziges Projekt in Angriff genommen und die Kosten des Kriegs im Irak nachgerechnet. Dabei kommen sie auf die erstaunliche Summe von
2.038.000.000.000.- $
Kurz gesprochen knappe 2 Billionen Dollar, die mit relativ harten Zahlen belegt werden können. Das entsprechende Buch: „Die wahren Kosten des Krieges“ erscheint geplanter weise im Mai 2008 im Pantheon-Verlag. Die Zahlen dieses Beitrags stammen aus dem Artikel „So viel Geld für einen Krieg“ aus der Zeit vom 13.03.2008.
In der Zeit wird eine eindrucksvolle Grafik verwendet, ( ein Helm aus Full Metal Jacket war die Vorlage für Dieter Duneka) die folgende Zahlen enthält:
Kosten der Militäroperationen von 2001-2007: 473 Mrd $
Künftige Kosten der Militäroperationen: 669 Mrd $
( mit Annahme eines langsamen Truppenabzugs)
Kosten für die medizinische Versorgung der Veteranen: 250 Mrd $
Entschädigung der verwundeten Veteranen und der Hinterbliebenen 341 Mrd $
Folgekosten für die Sozialversicherung 38 Mrd $
Übrige Kosten der Regierung 267 Mrd $
Dies sind nur die Kosten für die USA!
Der Zeitartikel stellt für diese Summe einen beeindruckenden Vergleich an. Für dieses Geld könnte man die gesamte Bevölkerung Deutschlands für sieben Jahre mit Lebensmitteln, Getränken und Tabak versorgen.
Natürlich wird auch Kritik an dieser Zahl geübt, da man sie nicht mit äußerster Genauigkeit festlegen kann, allerdings sind diese 2 Billionen sogar noch recht kleinlich angesetzt. Sie basieren auf einem langsamen Truppenabzug, durchschnittlichen Zinsentwicklungen, durchschnittlichen Rentenentwicklungen und Erfahrungswerten aus dem ersten Irakkrieg. Die Zeit berichtet weiter, dass Stiglitz und Bilmes eine Vielzahl von öffentlichen Dokumenten aus dem Verteidigungsministerium, Außenministeriums und die Statistiken staatlicher Kommissionen und anderer Einrichtungen verwenden konnten. Im Artikel wird auch noch erwähnt, dass eine spekulative Zahl für die gesamten Kosten von Stiglitz und Bilmes in ihrem Buch erwähnt wird und zwar in einer Höhe von 6 Billionen $…
Wurde am Anfang des Irakkrieges noch mit 50-60 Mrd $ gerechnet und ein Lindsay wurde für die Aussage, das der Krieg auch 100-200 Mrd $ Kosten könnte ausgelacht, entsprechen diese Zahlen natürlich ein ganz anderes Kaliber.
7 Jahre lang könnte man also mit dieser Summe das ganze Land ernähren und rechnet man es auf die circa 64 Millionen Iraker um, dann kommt man auf circa 10 Jahre, in welchen das ganze Land hätte voll versorgt werden können. Nun darf man die populistische Frage aufwerfen, ob 10 Jahre Vollversorgung nicht doch eventuell fördernder für ein demokratisches Verständnis sind, als die bisherigen 5 Jahre Krieg, Bomben und Gewalt? Wenn es in diesem Sinne einzig und allein um die Vernichtung einer Diktatur und die Etablierung einer Demokratie ginge, wäre es wirklich diskussionsfähig. Folgt man allerdings der Ansicht Todds und seines „Weltmacht USA – ein Nachruf“, dann wird einem klar, das diese Überlegungen nicht relevant sind, da es für Amerika eben um mehr auf diesem gewähltem Weg geht.
Natürlich üben sie ein gewisses Druckpotenzial mit diesem Standpunkt im Nahen Osten auf die Rohstoffversorgung aus und nicht nur, wie in der Allgemeinheit immer angenommen um ihre eigene Versorgung zu sichern, sondern vielmehr um die Versorgung der EU zu „kontrollieren“. Immerhin beziehen die Länder der Europäischen Union zu 60% ihr Öl aus dieser Region und da mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion der direkte Gegner für die USA weggefallen ist, versuchen sie so ihren klassischen imperialistischen Anspruch über diese Wege aufrecht zu erhalten. Den USA ist es nach Todd durchaus bewusst, dass sie das Steuer wirtschaftlich und militärisch ( in Bezug auf Bodentruppen) nicht mehr fest im Griff haben und deshalb suchen sie andere Möglichkeiten der Einflussnahme.
Ob diese Rechnung aber dauerhaft aufgeht mag bezweifelt werden, nicht zuletzt die aktuelle Wirtschaftskrise sollte man nicht nur bedenkenlos in die Schuhe einer Hypothekenblase schieben, wenn man genau weiß, dass die USA ein Außenhandelsdefizit von 500 Mrd $ haben. Der Euro ist inzwischen soweit erstarkt, dass er das Zeug dazu hätte alleinige Leitwährung zu werden und somit den $ abzulösen. Die Soforthilfen heizen die Inflation an und wer sich mit dem Thema ein wenig auseinander setzt, dem kann ganz schummrig bei diesem nun real existierenden Szenario werden.
Quellen:
Hamann, Götz: So viel Geld für einen Krieg; DIEZEIT: Ausgabe 13.03.2008, Seite 26
Todd, Emmanunel: Weltmacht USA – Ein Nachruf; Auflage: 14 (Februar 2003) ; Piper