Die Soziologie des Geldes – Simmel Marx Luhman Habermas Weber

Geld gilt in der modernen Soziologie betrachtet. Luhman betrachtet Geld als Tauschmedium, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel.

Ist eine abstraktes Rechenmittel, mit welchem Knappheit zum Ausdruck gebracht wird.

Der ideelle Wert des Geldes I

Geld funktioniert nur, wenn der Wert des Geldes allgemein anerkannt wird. Der Metzger wird sich nicht fragen, warum dieses kleine Bündel Papier den Gegenwert zur Verkauften Ware hat. Damit stimmt er unterbewusst einem reellen Wert des Geldes zu, obwohl dieses nur ideell besteht.
Der reelle Wert eines kleinen Stapel Papiers ist vergleichsweise zu vernachlässigen, zu dem was ein Stapel 50.- € Scheine wert ist. Diese reelle Wertigkeit kann das Geld niemals unterschreiten, da es die natürliche Untergrenze als Handelsgut beschreibt.
Als Beispiel seien hier die alten 5.- DM Münzen angeführt, die Zeitweise in ihrem Silberwert die ideell angenomme Wertigkeit überstieg. Selbst Strafandrohungen konnten es nicht ganz verhindern, dass die Münzen teilweise in Schmelzen landeten.
Das andere Extrem, bei welchem das Geld auf seine eigentliche Wertigkeit zusammenschrumpft ist der totale wirtschaftliche Zusammenbruch mit der gleichzeitigen Inflation des Geldes.

Es gibt also Grenzen in denen diese allgemeingültige Anerkennung nicht mehr funktioniert, welche auf wirtschaftliche Begebenheiten beruhen.

Eine zweite Möglichkeit des totalen Verfalls der Wertgrösse (Marx) ist der Zusammenbruch des Systems, welches das Zahlungsmittel Geld unterstützte. Hierbei sei die ehemalige DDR und der Wegfall der Ostmark als Beispiel genannt.

Die Soziologie des Geldes – Simmel Marx Luhman Habermas Weber

Der ideelle Wert des Geldes II

Da heute das Geld nicht mehr 1:1 in Edelmetalle umgerechnet werden kann, bezieht sich die Wertigkeit des Geldes heute mit einem bestimmten Faktor, genannt x auf die vorhandenen Waren eines Systems, genannt y. Das System versucht diesen Faktor stabil zu erhalten, welches die Wertigkeit des Geldes immer auf dem gleichen Faktor erhalten will, ganz gleich in welchem Zustand sich das konkrete Geld auch befindet.
Es ist dabei egal, wie sehr zerknittert oder zerissen ein Geldschein auch sein mag, er muß nur zum größten Teil vollständig sein. Dieses führt teilweise soweit, dass von der Bundesbank auch verbranntes Geld angenommen und in neues Geld getauscht wurde. Daran erkennt man, dass der Wert des Geldes erhalten wird, ganz gleich in welchem Zustand sich das Geld auch befinden mag.

Der ideelle Wert des Geldes III (Buchgeld – Giralgeld – E-Geld)

Seit wenigen Jahren kann man eine neue Form des ideellen Geldwertes verfolgen, der fast keine realen Anhaltspunkte mehr bietet. Hier nimmt das Geld nur noch eine rein gedachte Form ein. Meist ist der Geldwert dann nur noch virtuell vorhanden und findet seinen Ausdruck in äußerlicher Form nur noch über Kreditkarten. Bemerkenswert hierbei ist die Akzeptanz, welche dieser virtuellen Geldform zugesprochen wird. So wird zum Beispiel jemandem mit goldener Kreditkarte ein höherer sozialer Status zugesprochen, als jemandem mit einer Sparkassencard. Dieser Effekt kann sich je nach Umwelt ab einer gewissen Grenze jedoch wieder ins Negativ verkehren, da man in der Tankstelle an der Ecke durchaus noch bewundernd angesehen wird, wenn man sein Sixpack Bier mit einer goldenen Kreditkarte erwirbt, jedoch bei der Abwicklung des gleichen Handels mit einer Black-Card, wahrscheinlich auf die Durchführung, durch die schlichte Unwissenheit des Tankstellenwartes, verzichten muss.

Geld als bequemes Tauschmedium

Durch die Anerkennung von Geld bedarf es bei der Warenzirkulation zwischen den handelnden Paaren auf Mirkoebene nicht mehr eines direkten Gebrauchswert der Ware, sondern wird auf das Medium Geld als Tauschwert verlagert. Marx bezeichnet diesen Vorgang des Kaufs und Verkaufs als Metamorphose.
Dabei hat das Geld nicht nur eine verallgemeinernde Funktion als Tauschmedium, sondern anonymisiert auch den Warenverkehr. Es ist nicht mehr direkt ersichtlich aus welcher Warenquelle das Tauschmittel Geld stammt und vereinfacht somit den Warenverkehr um eine moralisch/ethische Komponente. Beispiel: Wenn man nicht weiß, dass der Käufer des Sixpacks sein gesamtes Geld durch Drogenhandel an Grundschulen verdient, entsteht auch keine moralische Verpflichtung des Verkäufers kein Bier zu verkaufen.

Geld als Solidaritätsersatz

Da man für seine Arbeit heute einen Lohn in Form von Geld erhält, entfaltet das Geld eine gewisse futuristisch gelagerte Solidarität. Allgemeine Dienste und Hilfen müssen sich nicht mehr zwangsläufig auf eine moralische Verpflichtung stützen. So wird man heute sich eben nicht mehr darauf verlassen, dass der Bauer, dem man bei der Ernte hilft beizeiten auch die seinige Hilfe anbietet. Würde der Bauer einen Lohn für die Hilfe aussetzen, so kann sich der Helfer mittels seines Lohnes in Geldform seinerseits bei Bedarf einer Hilfe sicher sein, da er seinerseits einen Lohn dafür aussetzen kann.

Unterpunkt Geld als Sicherheit

Geld bietet in seiner Form nicht nur für einzelne Individuen eine gewisse Sicherheit und zeitlich vorgeschrittenen Schutz, sondern erfüllt auch auf Makroebene die gleichen Funktionen. Kommt es zu Naturkatastrophen, Missernten oder sonstigen verheerenden Großereignissen, so können die Auswirkungen mittels Geld abgeschwächt werden. Durch Geldabflüsse aus dem betroffenen System werden andererseits Güterimporte gefördert, durch welche letztendlich Linderung eintritt. Dies enthebt die restlichen Systeme nicht von ihrer menschlichen Pflicht zu helfen, kann aber zusätzliche Mittel in Bewegung bringen.
Auf Mikroebene kann das Individuum man nach einer größeren Anhäufung von Geld damit anfangen „sinnvoll“ zu wirtschaften und sich somit schlechtere Gelderhaltsperioden überbrücken. Ein Beispiel, bei welchem dieses Prinzip enorm zum Tragen kommt sind Kleinstbetriebe und Sasionarbeiter, welche je nach Auftragslage einmal Geldüberschuss „produzieren“ bzw. durch Umstände zu Saldi gezwungen werden, während derer sie auf die Überschüsse rückgreifen.

Geld als generalisiertes Kommunikationsmedium

Geld gilt als generalisiertes Kommunikationsmedium, welches einem einerseits Interaktivität ermöglicht andererseits das Individuum auch dazu zwingt. Geldflüsse sind immer mit Kommunikation verbunden. Diese Kommunikationsfläche reicht vom persönlichen Handel auf dem Wochenmarkt bis hin zur Abstrakten Form eines Lohnsteuerabzugs auf einer Verdienstbescheinigung. Unterscheidungen sind nur in der Form des Geldflusses und des dazu gegenübergestellten Güterflusses zulässig. Ist es noch sehr anschaulich, wenn der Bauer auf dem Wochenmarkt seine Kartoffeln für eine gewisse Summe an Geld verkauft, so zwingt einen die Lohnsteuer einen genaueren Blick ab, da diese zuerst in einen Staatshaushalt transformiert wird und erst zeitlich versetzt, nicht unbedingt für den Bürger ersichtlich, in gemeinschaftlicher Güterform auf ihn zurückfällt.

Religion des Geldes / als Indikator für sozialen Status

„In Geld zu waten durch das nächtliche Gewimmel, geschützt durch das Geld, eingewiegt vom Geld, verdummt vom Geld, das Gewimmel, selber Geld, der Atem Geld, nirgendwo auch nur das kleinste Ding, das nicht Geld ist, überall Geld, Geld und nochmals Geld, und noch nicht genug, und dann kein Geld oder ein wenig Geld, oder weniger Geld, oder mehr Geld, aber Geld immer Geld und ab du Geld hast oder keins, Geld zählt und Geld macht Geld, aber was bringt Geld dazu Geld zu machen?“

  • Henry Miller, Wendekreis des Steinbocks, S. 112-113; rororo

Losgelöst von der eigentlichen Aufgabe der Wertaufbewahrung kann Geld auch zur reinen Verbesserung des sozialen Status dienen. Hier zählt das reine Prestige des Geldes

bundesbank.de/bargeld/bargeld_beschaedigt.php Stand 20.11.2007

bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_01.pdf Stand 20.11.2007

Geldfunktionen nach Marx:

Maß der Werte ( Wertmesser )
2. Zirkulationsmittel ( Metamorphosen: Kauf Verkauf)
3. Schatzfunktion
4. Zahlungsmittel
5. Weltgeld

Sobald die Metamorphosenkette unterbrochen ist, wird das Geld zum Schatz.

Sobald Geld über Ware wieder gegen Geld getauscht ist, wird es zu Kapital. Nicht mehr der Warentausch ist Inhalt des wirtschaftlichen Handelns sondern das Geld an sich.

In der marxistischen Theorie ist das Geld, transformiert in Kapital, der Zentrale Faktor, über welchen die Ausbeutung des Arbeiters erreicht wird.

Werke: Das Kapital

Geld nach Luhman und Parson

als symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium

Geld als Tauschmedium, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel.

Ist eine abstraktes Rechenmittel, mit welchem Knappheit zum Ausdruck gebracht wird
Die Knappheit wird dabei immer auf das Geld übertragen und nicht auf die Waren, da die Knappheit der selbigen immer mit einer entsprechenden Menge Geld befriedigt werden kann.

Waren erhalten nicht durch das Geld ihren Wert, sondern Geld ist nur der Ausdruck des in den Waren natürlich enthaltenen Wertes. Durch diese Abstraktion hat das Geld an sich keinen eigentlichen Wert.

Geld nach Simmel

Doppelrolle des Geldes“ [Simmel, 1989, S. 126]

Geld Relation ist“ [Simmel, 1989, S. 131]

Indem sein Wert als Mittel steigt, steigt sein Wert als Mittel, und zwar so hoch, dass es als Wert schlechthin gilt und das Zweckbewusstsein an ihm definitiv Halt macht. Die innere Polarität im Wesen des Geldes: das absolute Mittel zu sein und eben dadurch psychologisch für die meisten Menschen zum absoluten Zweck zu werden, macht es in eigentümlicher Weise zu einem Sinnbild, in dem die grossen Regulative des praktischen Lebens gleichsam erstarrt sind.“ [Simmel, 1989, S. 298f.]


Simmel vertritt die These, dass Geld einen immer höher werdenden Einfluss auf die Menschen hat. Grundsatz: Geld wird Gott

Geld hat die Menschen hat zwar den Menschen Freiheit gegeben und auch Hilfe zur Demokratie geleistet, aber dennoch wird es immer mehr zum Selbstzweck. Die Welt rechnet als komplexes System auf Grund der Rationalität und Vernunft und bedient sich dabei der Maßeinheit Geld.

Kirchenbeispiel: Es gibt mehr und größere Banken als Kirchenbeispiel ( er setzt als Ort der Geldwirtschaft die Großstädte ein)

Simmel sieht im Geld ein Paradoxon durch seinen Wertlosigkeit in sich selbst. Man besitzt das Geld zwar absolut, aber es gibt keinen Inhalt über den Besitz hinaus!

Geld fördert die Individualisierung, allerdings bringt es auch negative Charaktereigenschaften mit sich, wie zum Beispiel Geiz und Armut. Das Geld ermöglicht die Differenzierung einerseits, zerstört ambivalent dazu allerdings andere soziale Formen. Simmel nennt hierzu die Tuchmacherzunft, die eben nicht nur auf den Bereich des Tuchmachens beschränkt war, sondern auch eine Lebensgemeinschaft, ein Kulturkreis und selbst religiöse Übereinstimmung erzeugte.

Heute kann der Mensch Mitglied mehrerer Kreise sein, allerdings sind die einzelnen Kreise spezialisierter.

Geld nach Weber

Geld soll ein chartales Zahlungsmittel heißen, welches Tauschmittel ist. Tauschmittel-, Zahlungsmittel- oder Geld-Verband soll ein Verband heißen mit Bezug auf Tauschmittel, Zahlungsmittel oder Geld, welche und soweit sie innerhalb des Geltungsbereichs seiner Ordnungen durch diese in einem relevanten Maß wirksam als konventional oder rechtlich (formal) geltend oktroyiert sind: Binnengeld, bzw. Binnen-Tausch- bzw. – Zahlungsmittel. Im Tausch mit Ungenossen verwendete Tauschmittel sollen Außen-Tauschmittel heißen.“ [Weber, 1922, II, §6 Abs.4]

„Geldpreise sind Kampf- und Kompromißprodukte „

Werke: Wirtschaft und Gesellschaft, (Besonders Kapitel II) 1922 posthum von seiner Frau veröffentlicht

Geld als Bindungsmittel

Man sollte annehmen, dass jemand, der über eine große Menge Geld verfügt, auch über eine große Freiheit verfügt, er kann seine Bedürfnisse mittels Geld, soweit sie mit monetären Mitteln zu erreichen sind, befriedigen. Dabei tritt aber die paradoxe Wirkung immer mehr zunehmender Abhängigkeiten und Bindungen auf. Früher war man eher an wenige Menschen sehr fest gebunden, heute sind es mehr Menschen, aber die Bindung an den Einzelnen ist schwächer geworden.

Quellen:

Marx, Karl 1972 ( 1890): Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Frankfurt: Verlag Marxistische Blätter GmBH
Simmel, Georg 1989 (1900): Philosophie des Geldes. Frankfurt: Surkamp.

Weber, Max (1922): Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie (HRGS) Marianne Weber

bundesbank.de/bargeld/bargeld_beschaedigt.php letzter Zugriff 20.11.2007

bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_01.pdf letzter Zugriff 20.11.2007

www.textlog.de/simmel_geld.html letzter Zugriff: 2.12.2007

www.textlog.de/weber_wirtschaft.html letzter Zugriff 2.12.2007

ABLAUF REFERAT:

Beispiel Bananen und 1 Euro:
Wertmesser: 1 Banane = 1 Euro

Zirkulationsmittel: 1 Banane = 1 Euro = 1 Apfel

Schatzfunktion: Ganz viele Bananen = ganz viele Euros

Zahlungsmittel: Wird ganz schwer in einen Obstladen zu gehen und sich dort ein paar Äpfel mit Bananen zu kaufen

Weltgeld: Bananen sind nicht überall bekannt und auch nicht überall knapp, aber harte $ schon.

Gelddefinition nach Marx:
Die Frage nach einem Handy, symbolischer Tausch ( Kauf ) ein Euro.

Rückverkauf des Handys an den ursprünglichen Besitzer für 200.- Euro.

Ist immer noch das gleiche Handy, aber der Geldwert hat sich verändert.

Geld – Ware – Geld

Geld nach Weber:

Während man mit dem Besitzer des Handys handelt, wird der Preis verhandelt und somit wäre man bei Webers Preisdefinition als Kampf- bzw. Kompromißprodukt. Außerdem durch die Währung als Euro wären alle definiert als Verband. Würde jemand mit Australischen $ zahlen wollen, so wäre er ein Ungenosse und es wäre ein Außentauschmittel.

Geld nach Luhman, Parson und Habermas

Verkauf des Handys für einen Euro an einen Mitstudenten mit dem Euro wieder bei jemand anderem einkaufen, dadurch wird das Geld zum Medium der Kommunikation.

Eine Banane und einen Apfel verteilen, dann sich immer wieder den Apfel und die Banane kaufen für den Euro, da die Knappheit nach Luhman auf das Geld übertragen wird und nicht auf die Ware.

Geld nach Simmel

subjektiv-psychologische Motivierungen

Geld an sich ist eben nur Geld und abstrakt.

referiert von

Marc Nemitz


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