Ich habe gerade Vollidiot von Tommy Jaud ausgelesen und schreibe dazu selbstverständlich eine kleine Buchkritik. Vielen Dank an dieser Stelle an die Leserin des Literaturasyls, die den Beitrag zu „Einen Scheiß muss ich“ gelesen hatte und mir im Zuge dessen das Buch schickte. Thommy Jaud ist also kein Unbekannter für mich und wie angekündigt, wollte ich ihm eine zweite Chance geben. Erschwerend hinzu kam, dass Vollidiot ein voller Erfolg an den Kassen der Bücherläden war und es zu einer deutschen Verfilmung kam. Na ja, deutsche Filme stehen auf einem ganz anderen Blatt und ich bin der festen Überzeugung, dass der letzte gute deutsche Film „das Boot“ war.
Buchinhalt Vollidiot
Simon ist ein egozentrischer Vollidiot und arbeitet in einem T-Punkt. Mit dem Job unzufrieden, keine Alte, immer am Limit und grundsätzlich von allem angenervt. Es ist halt eine Wurst, die denkt, sie wäre das Gottesgeschenk an die Menschheit, aber das eigene Leben möchte nicht so recht dazu passen. Zudem ist Simon in die Bedienung des örtlichen Starbucks verliebt, traut sich aber zunächst nicht so richtig an die Sache ran. So stolpert Simon von einer peinlichen Situation in die nächste und lässt auch kein Fettnäpfchen aus. Schließlich spitzt sich alles auf seinen 30. Geburtstag zu.
Video-Buchkritik
Buchkritik Vollidiot
Eine Wurst ist zynisch, verbittert und stößt seine Umgebung regelmäßig vor den Kopf. So lässt sich der Vollidiot in einem Satz zusammenfassen und viel mehr passiert auch nicht. Jetzt kommt der Clou an der ganzen Sache, denn ich lass vor kurzem erst „Arschkarte“ und hatte bei dieser Lektüre ein Dauer-Dejaveau. Wurst will Frau und ist zu doof dazu. Meint er wäre es, aber ist er einfach nicht und der Humor ist da doch schon frappierend ähnlich. Seltsam gleich fällt dann auch mein Urteil zum Vollidioten aus, denn ich ertrage Bücher über Würste nicht mehr. Vielleicht unterhält das Leute, die selbst nichts in ihrem Leben auf die Beine stellen, aber mich definitiv nicht.
Ich persönlich gehe davon aus, dass „Vollidiot“ zwar der ursprüngliche Wurst-Roman ist, aber mal ganz ehrlich, das soll ein Bestseller gewesen sein? Zwar gönne ich dem Autor durchaus den Erfolg, aber armes literarisches Deutschland.
Der Protagonist wird als Antiheld sauber dargestellt und wenn man es unbedingt möchte, kann man durchaus in seine Welt eintauchen. Die Frage ist nur, wer will das überhaupt? Die Freunde um ihn herum bleiben seltsam blass, auch wenn man dies bei einer egoistischen Hauptfigur als durchaus konsequent bezeichnen könnte. Mein Problem besteht vor allem darin, dass mich das Buch einfach nicht zum Lachen brachte. Fremdschämmomente sind nicht die Art von Humor, der mich anspricht, ganz im Gegenteil. Vielleicht sollte ich einfach die Finger von Büchern lassen, die von Berühmtheiten als komisch bezeichnet werden. Bei Arschkarte war es Mundstuhl mit „Das lustigste Buch…“ und hier beim Vollidioten heißt es „der lustigste Roman…“ – ich sag mal so: Lustig am Arsch.
Es macht mich grundsätzlich traurig, denn ich hatte wirklich große Hoffnungen auf Jaud gesetzt, aber die haben sich mit Vollidiot leider zerschlagen. Vielleicht gibt es in der Zukunft einen echten Knaller von ihm, aber ich brauche einige Jahre Abstand.
Fazit Vollidiot
Wer einfachen Humor mit Fremdschämgarantie mag, der ist mit Vollidiot sicherlich gut bedient. Wer anspruchsvolle Komödie erwartet oder literarische Ansprüche wird nicht zufrieden sein. Als Geschenk für Leute, die ein armseliges Leben führen, kann ich es empfehlen, aber für den eigenen Nachtisch, darf es dann doch etwas anderes sein.
Wer das Buch selbst lesen möchte, kann es gerne unter folgendem Link erwerben:
Dieser Buchbesprechung lag folgende Ausgabe vor:
Vollidiot, Veröffentlicht im Fischer Taschenbuch Verlag, Lizenzausgabe mit Genehmigung des argon Verlags, ISBN 978-3-596-51238-6
Die Ausgabe wurde mir von einer Leserin zugesandt, die nicht namentlich genannt werden möchte.