Buchkritik zu Stolz und Vorurteil

Stolz und Vorurteil Buchkritik

Wenn man nach englischer Literatur Ausschau hält, kommt man an einer Autorin und insbesondere an einem Werk nicht vorbei. Jane Austen ist eine der wichtigsten englischen Autorinnen und Stolz und Vorurteil wird häufig als „Der Klassiker“ der viktorianischen Frauenliteratur angesehen – und das zu Recht.

Volle Punktzahl für einen echten Klassiker

In Stolz und Vorurteil begegnet uns die Familie Bennet, die ihre 5 Töchter gerne verheiraten möchte. Elizabeth lernt Darcy kennen, aber die beiden kommen sich noch nicht wirklich nahe. Erst nachdem sich immer mehr Töchter gut verheiraten keimt auch in Elizabeth der Heiratswille auf und erst als sie auf ihren zahlreichen Reisen erkennt, was sie in Darcy für einen zuverlässigen und treuen Mann hat, der sicherlich seine Eigenheiten hat, aber sie als ein Mädchen aus dem niederen Stand sehr schätzt und auch liebt, kann sie seine Liebe erwidern.

Sicherlich im Kern dieser wunderschönen, ein wenig kitschigen, aber dennoch sehr empfehlenswerten Erzählung steht die Mesalliance – das ist eine Ehe zwischen verschiedenen Ständen und ist nicht nur in der viktorianischen Literatur ein wichtiges Leitmotiv. Auch bei Fontane findet man dieses Motiv beispielsweise. Doch was hat Jane Austen, was Fontane nicht hat? Fontane begegnet man in der Schule, Stolz und Vorurteil ist jedoch auch abseits der Schule ein immer wieder aufzutreffendes Thema in Film und Fernsehen, in unzähligen Adaptionen und Bearbeitungen.

Es ist die Magie, die von Jane Austen ausgeht. Mit großem schriftstellerischem Geschick gelingt es ihr, alle Handlungsfäden fein miteinander zu verweben und eine sehr harmonische Sprache zu erreichen. Für den ein oder anderen mag diese Geschichte etwas kitschig sein, aber dennoch ist sie absolut zeitlos. Eine Liebesgeschichte mit ihren Krisen, die dann aber zum Happy End wird ist schon tausende Male geschrieben und noch viel häufiger gelesen worden. Und weil Jane Austen auf dem höchsten Niveau schreibt, ist ihre Version dieser Geschichte die beste Geschichte dieser Art, die ich bisher lesen durfte.

Auch wenn das Frauenbild, das uns Stolz und Vorurteil vermittelt, überholt ist und die damalige Gesellschaft mehr für Historiker interessant ist, zeigt der Roman eindrucksvoll, wie die Protagonistin zwischen Formalismen und Höflichkeitsfloskeln auf der einen Seite und ihrer chaotischen Gefühlswelt auf der anderen Seite jongliert – und das ist ein Konflikt, den wir Tag für Tag mit uns selbst austragen.

Dadurch, dass Stolz und Vorurteil als ein gemeinfreies Werk inzwischen für wenig Geld zu haben ist, kann ich an dieser Stelle eine ganz klare Leseempfehlung für diesen wahren Klassiker abgeben und vergebe im Rahmen meiner Wertung hier volle 10/10 Punkten – etwas anderes kommt für dieses Meisterwerk der englischen Literatur auch nicht in Frage. Falls ihr genug Englisch könnt, um das Buch in Originalsprache zu lesen, sei euch auch dies empfohlen – wenn ihr ein englisches Buch lest, dann dieses.

Gastbeitrag

Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.


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