Ethan Cross ist mit dem dritten Teil seiner Thriller-Saga zurück und es gibt ein Wiedersehen mit der Organisation Shepard. Vordergründig geht es um einen neuen Serienkiller, welcher von der Presse nur der Anstifter genannt wird, aber auch Francis Jr. Ackerman ist wieder mit von der Partie. Ob sich die 99 Kapitel auf 430 Buchseiten lohnen, soll in diesem Artikel geklärt werden. Für die Lesefaulen gibt’s die Buchkritik auch als Video. Die beiden ersten Teile ich bin die Nacht und ich bin die Angst gibt es auch auf dem Literaturasyl als Buchbesprechung.
Inhalt von ich bin der Schmerz
Ein ungerechtfertigter Polizistenmord hier, ein paar kaputte Bundesagenten dort und ein mysteriöser Serienkiller. Der Anstifter entführt die Liebsten einer Familie und zwingt dann das Oberhaupt einen Unschuldigen zu erschießen oder seine Verwandten sterben auf grausame Art und Weise. Die Agenten tappen zunächst völlig im Dunkeln und Markus, der Chef der Ermittlungseinheit, baut körperlich wie geistig immer mehr ab. Regelmäßig bekommt er Anrufe von seinem Bruder Francis Jr. Ackerman, dem Serienkiller. Solange er die Anrufe annimmt, wird er keine weiteren Morde begehen. Doch das Schicksal führt alle Beteiligten auf unsichtbaren Pfaden zusammen und man kann sich seine Familie leider nicht aussuchen.
Videobuchkritik – Ich bin der Schmerz
Buchkritik ich bin der Schmerz
Ethan Cross entwickelt sich zusehends positiv in seiner Schreibe. Während ich beim ersten Teil ich bin die Nacht noch teilweise von den Gewaltexzessen gelangweilt war, kommen sie in diesem Roman sehr viel besser zur Geltung. Die gesamte Hintergrundgeschichte erfährt einen mächtigen Schub und wird detailliert auf mehreren Ebenen zu einem Höhepunkt geführt.
Den Hut ziehe ich vor dem schriftstellerischem Trick des ersten Kapitels, das so gar nicht zum Rest des Buchs zu passen scheint, und welches mir ständig im Hinterkopf herumspukte. Ich gebe zu, ich lass es circa zur Mitte des Buchs nochmals und fragte mich schon, ob ich ein mangelhaftes Buchexemplar erwischt hatte.
Nicht so gut gefallen haben mir die Nebencharaktere. Hier siegte wieder die Faulheit des Autors und man bekommt kaum einen Einblick in ihr Seelenleben. Für meinen Teil würde ich mir weniger handelnde Personen wünschen, dafür aber eine besser ausgestaltete Vita.
Grundsätzlich läuft die Geschichte unter dem Oberthema Familiengeschichten, auch wenn sie sich vor allem auf Serienmörder beziehen. Ein wenig Übertreibung ist schon dabei, wenn man bedenkt, dass man alle paar Kapitel auf neue Psychopathen stößt. Manchmal handeln sie sogar im Auftrag der Regierung und zwischen allen Stühlen sitzt Marcus und hinterfragt seinen eigenen Charakter. Hierbei ganze vier Generationen einer Familie zusammenzuführen ist sehr außergewöhnlich, vor allem der Erklärungsansatz, dass ihre Schicksale so eng miteinander verwoben sind.
Vorsicht Spoiler-Gefahr: Storyfehler
Hier sollte man nur weiterlesen, wenn man das Buch schon kennt!
Leider hat die Geschichte dann doch einige Ecken und Kanten, über die ich nicht ganz hinweg sehen kann. Einerseits agiert Francis Ackerman und verfolgt seinen persönlichen Rachefeldzug, andererseits zieht er Markus und seinen Enkel mit rein, die eigentlich so gar nichts damit zu tun haben. Wenn er die Polizei der Stadt bestrafen möchte, ist dies zwar krank, aber warum auch nicht.
Er schickt sein Werkzeug, welches seine Morde ebenfalls von Fremden begehen lässt und bringt so die Ermittlungen der Shepards ins Rollen. Soweit sehr logisch, aber warum schickt er Markus ein altes Tonband und warum entführt er schon währenddessen seinen Enkel, der noch so gar nicht in die Geschichte passt. Klar, er will sich ein persönliches Denkmal setzen, aber warum zieht er nicht seinen Rachefeldzug durch und kümmert sich anschließend um seine „Familienangelegenheiten“? Letztendlich kommen damit seine Söhne, den Enkel und seinen Vater überhaupt erst in die Story. Für einen genialen Serienkiller ist dies ein sehr dummer Fehler, der mir als leider direkt auffällt.
Die zweite Kritik geht an die Söldnertruppe, welche für den Haft und den geplanten Mord an Francis Junior zuständig ist. Einerseits sind es angeheuerte Profis, die sehr viel von ihrem Handwerk verstehen, andererseits bewegen sie sich bei der Schlacht mit Ackerman wie blutige Anfänger. Das einer aus der Reihe tanzt, könnte ich noch verstehen, aber dass gleich alle nacheinander sich auf dieses Gehampel einlassen, macht die Geschichte ein wenig unglaubwürdig. Das Setting mit dem Sumpfhaus ist schön gewählt, kann aber nicht über den logischen Fehler hinwegtäuschen.
Fazit ich bin der Schmerz
Wer ich bin die Nacht und ich bin die Angst gelesen haben, müssen ich bin der Schmerz auch lesen. Zwar gibt es ein, zwei kleinere Cliffhanger, aber auch ohne weitere Werke könnte ich bin der Schmerz ein solides Ende der Buchreihe sein. Ein weiterer handwerklich gut geschriebener Thriller von Ethan Cross, der einem zwar wieder nicht das Blut in den Adern gefrieren lässt, aber weiß worauf es ankommt. Leider gibt es ein paar Logikfehler in der Geschichte, aber diese sind gerade noch so verzeihlich. Der Schreibstil des Autors entwickelt sich weiter und ich gebe eine Leseempfehlung fürs Buch. Wer noch nichts von Ethan Cross gelesen hat, sollte lieber mit ich bin die Nacht anfangen, da man doch ein wenig Vorwissen für ein besseres Verständnis dieses Teils haben sollte.
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Für diese Buchbesprechung verwendete ich die folgende Ausgabe:
Deutsche Erstausgabe, Ich bin der Schmerz, Bastei Lübbe Taschenbuchverlag, Originaltitel: Father of Fear, gezahlt 10,99 € im örtlichen Buchhandel