Der Roman der Frisör

Der Frisör

Tomas Prinz ist der angesagte Frisör in München und gerät unversehens ins Zentrum eines Mordes. Seine Kundin Alexandra Kaspari, die berühmte Redakteurin für das Frauenmagazin Vamp, wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, nur Stunden nachdem Prinz ihr einen komplett neuen Style verpasst hatte. Als Frisör hört er immer die privatesten Details und heißesten Gerüchte, ganz gleich ob er will oder nicht. Doch wer ist der Mörder Alexandras – vielleicht der Chef der Kosmetikfirma, der koksende Sohn, der Ex-Ehemann oder vielleicht doch ihr neuer geheimnisvoller Liebhaber? Eine wilde Jagd der Spekulationen durchs schicke München beginnt.

Der Frisör Inhalt, Kritik & Erörterung

Der Frisör ist ein Kriminalroman und kommt doch erfrischend anders daher. Zwar steht der Mord im Mittelpunkt, auch wenn vielleicht der Blick hinter die Kulissen der Münchner Schickeria spannender sein mag. Dabei wird die eigentliche Geschichte immer wieder von diversen Erörterungen über Haare, Schneidetechniken und Frisuren unterbrochen. Diese sind sauber recherchiert und lockern das Buch ungemein auf. Gerade der Salon als Schnittstelle zwischen Tratsch, Tatsachen und wilden Spekulationen eignet sich extrem gut.
Tomas Prinz bleibt als Charakter ein wenig im Klischee zurück. Schwul, weltoffen mit seinem russischen Macker und mit allen der Schi-Schi Gesellschaft bekannt. Ebenso zurück bleibt die weiteren Charaktere, die immer wenn es etwas tiefer gehen könnte, abgewürgt werden. Obwohl dies für einen Krimi störend sein sollte, fällt es bei der Lektüre kaum auf. Ganz im Gegenteil, es passt sehr gut auf die beschriebene Welt der Oberflächlichkeiten und des schnellen Gelds.

Schön beschrieben sind die öffentlichen Orte und einzelnen Lokalitäten in München. Vieles spielt sich rund um die Isar ab, auch der Odeonsplatz, der englische Garten und der Eisbach haben ihre Auftritte. Sehr schön ist die Erwähnung der Discothek P1, samt der in München allgemeinen unterschwelligen Lästerei darüber.

Wer den klassischen Krimi mit Hinweisen auf den Täter gerne liest, wird beim Frisör allerdings enttäuscht. Zwingende Hinweise wie bei Agatha Christi gibt es nicht und die in Frage kommenden Täter haben zwar alle starke, aber keine zwingenden Motive. Die Auflösung des Falls passiert überraschend nüchtern, schnell und ohne größeren Spannungsbogen.

Christian Schünemann der Autor

Der Autor wurde 1968 in Bremen geboren. Er studierte Slawistik in Berlin und Sankt Petersburg und arbeitete in Moskau und Bosnien. Weiterhin absolvierte er die die Evangelische Journalistenschule in Berlin, wo er heute noch lebt.

Unter anderem sind von Christian Schünemann im Diogenes Verlag erschienen: Der Frisör, der Bruder – ein Fall für den Frisör und die Studentin – der dritte Fall für den Frisör.

Der Frisör Leseempfehlung?

Der Roman der Frisör
Der Firsör am Strand und nicht in München

Die Geschichte im Umfeld eines Frisörs, der die Welt nur nach Köpfen, Haaren und Schnitten beurteilt ist einfallsreich und herrlich anders. Die höhere Gesellschaft wird gut dargestellt. Lesenswert ist der Frisör auf alle Fälle, aber man ein großer Fan von Christian Schünemann wird, darf bezweifelt werden. Der Spannungsbogen des Buchs fehlt, die Herausforderung des Lesers bei einem Kriminalroman geht unter und überhaupt, gibt es da nicht viel zu raten. Ich finde trotzdem, man sollte der Frisör einmal gelesen haben und ansonsten gibt es ja noch die großen Klassiker im Genre des Krimis.

Buchvorlage der Frisör

Diogenes Taschenbuch, 2006
ISBN 978 3 257 23509 8
Die Erstausgabe erschien 2004 im Diogenes Verlag


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