Ganz unschuldig grinste mich dieses Buch aus einer Kiste voller Mängelexemplare an. Der Klappentext sagte mir durchaus zu und so packte ich es ein. Später las ich dann bei Amazon, dass dieses Buch von den Kunden durchweg schlecht bewertet wird, da fallen Sätze wie „Wäre die lieber in Amiland geblieben“. Die Rede ist von Dear Germany, einem autobiografischen Werk von Carol Kloeppel, die sich in Amerika in den bekannten RTL-Journalisten Peter Kloeppel verliebte und ihm dann nach Deutschland folgte.
Die Geister scheiden sich – ich mochte es
Frau Kloeppel beschreibt also in diesem Buch, wie sie den Umzug nach Deutschland wahrgenommen hat und was ihr so alles passiert ist. Das beginnt mit einem Kulturschock beim Faschingsbesuch, geht über den Spracherwerb und die Schwierigkeit, einen Führerschein anerkannt zu bekommen und hört bei natürlichen Lebensmitteln, sauberen Waschmaschinen und Blindgängeralarm in ihrer Nachbarschaft noch lange nicht auf. Uns werden immer wieder kurze Episoden präsentiert, in denen ein bestimmter Aspekt beleuchtet und vorgestellt wird, das Ganze ist halbwegs chronologisch angeordnet, sodass das Buch ein bisschen Struktur besitzt.
Kritik
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass sich oft darüber beklagt wird, dass „wir Deutschen“ in dem Buch ziemlich schlecht wegkommen. Denn zunächst ist Deutschland natürlich erst mal deutlich anders als in Amerika – die Kulturen unterscheiden sich natürlich, wenn auch nicht so extrem, wie sich andere Kulturen unterscheiden können. Aber ich hatte durchaus den Eindruck, dass Frau Kloeppel sich auf die deutsche Kultur eingelassen hat und fand es sehr amüsant, einige deutsche Gewohnheiten aus Sicht einer Amerikanerin beschrieben zu lesen. Ich glaube auch nicht, dass es das Ziel von Frau Kloeppel war, die Deutschen schlecht wegkommen zu lassen, ich glaube viel mehr, dass dieses Buch unterhalten möchte – und dieses Ziel erfüllt es hervorragend.
Ich habe an einigen Stellen wirklich viel gelacht, gerade die Beschreibung des komplexen Führerscheinerwerbs war äußerst amüsant beschrieben und bei solchen absurden Sachen wie einem Blindgängeralarm, bei der ein ganzes Viertel evakuiert wurde, kann man verstehen, dass Frau Kloeppel etwas überfordert war und dementsprechend auch ziemlich amüsant reagiert hat.
Grundsätzlich wurde ich sagen, dass Dear Germany richtig Spaß macht, wenn man sich darauf einlässt, einfach unterhalten zu werden. Man sollte für dieses Buch seine gesellschaftskritische Brille mal ablassen und sich einfach darauf beschränken, eine nette Geschichte zu erleben. Ich denke, dann kann man mit dem Buch auch viel Spaß haben und als Strandlektüre taucht das Buch allemal. Das Buch ist auch für alle Altersklassen zu empfehlen, die es interessiert, also wenn das Buch etwas für euch sein könnte, spreche ich hiermit eine Leseempfehlung aus und vergebe gerne 7/10 Punkten.
Gastbeitrag
Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.