BOATPEOPLE ist der Debütroan von Jens Westerbeck und beginnt eigentlich mit dem Eintrittsticket für den Mile-High-Club. Ein Buch, der sicherlich irgendwie im zeitlichen Kontext mit Miller, Bukowski und Fante gesehen werden kann, nur dass er in der Gesellschaft ganz oben angesiedelt ist. Hier ein kleiner Einblick ins Buch und ein paar persönliche Anmerkungen. Dem Artikel liegt ausnahmsweise das Hörbuch zu Grunde und nicht ein Stück gutes altes Papier. Allerdings wird es von Benjamin Völz gelesen und das ist die deutsche Synchronstimme von Charlie Sheen 😉
BOATPEOPLE – Inhalt
Das Buch handelt von den letzten 29 Stunden des Nick de la Mooring im Job eines Yachtbrokers und vielleicht lässt sich das ganze Buch mit einem kleinen Zitat auf den Punkt bringen:
„Wenn Sie einmal einem Typen begegnen sollten, der bis zum Hals in der Scheiße steckt, aber immer noch behauptet, das sei Champagner, ist er ein Yachtbroker. Ich war einer von ihnen. Wem nach Ausgaben von 250.000 Euro für Schmuck, einer Million Euro für Sportwagen, vier Millionen Euro für ein Flugzeug und 15 Millionen Euro für Ferienimmobilien immer noch das Ausrufezeichen hinter seiner persönlichen Verschwendungssucht fehlte, kaufte bei mir eine Luxusyacht. Mit einer Yacht verbrennen Sie Geld. Und wenn Sie sinnlos Geld verbrennen, fühlen Sie sich schuldig. Ich habe mit Nutten, Kokain und falschen Treueschwüren dafür gesorgt, dass meine Kunden die Schuld nicht spüren.“
Quelle: BOATPEOPLE, Jens Westerbeck (Hörbuch, Hörgesellschaft, Sony Music
Buchkritik / Buchbesprechung und Anmerkungen
Wer denkt er kann sich gemütlich zurücklehnen und sich BOATPEOPLE reinpfeiffen, liegt völlig daneben. Das Buch beginnt wie ein Orkan und zieht den Leser / Hörer schon nach wenigen Sekunden in seinen Bann. Man taucht ein in die Welt der Schönen und wirklich Reichen, wird mit einer Realität konfrontiert, die der Normalbürger so nicht kennt. Selbst wenn man regelmäßig im Businessbomber fliegt, schnuppert man nur an der untersten Sprosse des Erfolgs. Boatpeople widmet sich der höchsten Stufe des Konsums und der Verschwendung am Rande der Obszönität und darüber hinaus.
Ein Spannungsbogen darf man aber nicht erwarten, dafür sind die ganzen Ferkeleien sehr unterhaltsam und bringen einen in guter alter Hemmingway-Tradition durch die Reise. Überhaupt ist der Vergleich mit Hemmingway vielleicht gar nicht so falsch, denn irgendwie erinnert mich die Geschichte etwas an „Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber“. Die versauten Sachen liegen eher in Richtung Miller, Fante und Bukowski, aber von der reinen Erzählweise, ist Boatpeople ganz nah am Meister. Vielleicht kann man es am ehesten mit einem Playboy in Buchform vergleichen. Da geht es um Uhren, Klamotten, den richtigen fahrbaren Untersatz und selbstverständlich auch um Frauen.
Die Nebencharaktere bleiben trotz aller Liebe zum Werk etwas blaß in ihrer Darstellung und auch wenn der Protagonist recht selbstkritisch auftritt, hätte ich mir ein wenig mehr Geschichte über die Hintergründe gewünscht. Sicherlich ist es nicht unpassend, wenn der ausgewiesene Egoist, sich als Erzähler ebenfalls als solcher verhält, aber doch bleibt die Story seltsam fad.
Das Buch hat ganz eindeutig seine Zeit und sollte innerhalb der nächsten 5 Jahre gelesen oder gehört werden. Dies liegt gerade an dem großen Bezug zu den aktuellen Luxusgütern und so wird sich dann kaum noch einer an der jetzt angesagten ROLEX aufgeilen können. Ebenso wird es neue Designer, sowie neue Autos geben und dann bleibt nur noch die Story mit Koks & Nutten übrig. Dafür ist diese aber wieder nicht nah genug an den großen Vorbildern.
Fazit Boatpeople von Westerbeck
Ich fühlte mich außerordentlich gut unterhalten, auch wenn ich sonst der Gegenwartsliteratur nicht so zugeneigt bin. Die Erzählweise ist stark, der Inhalt gerade obszön genug und noch ein gutes Stück von der Perversität de Sades entfernt. Wer einen guten Freund hat, der auf schnelle Autos, Qualitätsprodukte und Edelhuren abfährt, hat damit ein gutes Geschenk gefunden. Wer aber zart besaitet ist, sich seine Welt volle Blümchen und Bienchen nicht kaputt machen möchte, der sollte lieber die Pfoten von Boatpeople lassen und sich lieber den Hausfrauenporno Shades of Grey holen. Es sei jedem gegönnt, nichts von einer Realität zu wissen, die es da draußen durchaus öfters gibt, wie man denkt 😉