A$$HOLE – Wie ich lernte ein Schein zu sein und dabei reich und glücklich wurde ist der Titel des Buchs, welches ich hier heute vorstellen möchte. Goldener Einband und auf dem rückseitigen Klappentext steht: „Lächle niemals, außer dein Gegenüber leidet“. Es fiel mir am Grabbeltisch in die Hände und ich legte es selbstverständlich nicht mehr aus den Händen. Ein praktische Anleitung in 10 Kapiteln, wie man zu einem echten Arschloch wird. Nicht, dass ich es nötig hätte auf dem Gebiet noch etwas zu lernen, aber zumindest könnte mich das Buch gut unterhalten.
Inhalt A$$HOLE
Im Roman geht es um Marty, den wohl nettesten Mensch der Welt. Leider bringt ihn die Nettigkeit im Job nicht weiter, seine Frau belächelt ihn und sein Hund tanzt ihm auf der Nase herum. Gleichzeitig sieht er überall die erfolgreichen Arschlöcher, die sich unter aller Sau benehmen und denen scheinbar alles in den Schoß fällt. Marty fasst den Entschluss ein Arschloch zu werden und unterzieht sich einem harten Trainingsprogramm. Er schnappt unter Anleitung einem Fremden das Taxi weg, spielt mit so ziemlich jedem Indianerblick und pumpt sich im Büro mächtig auf. Marty ist aber auch immer wieder von schweren Ängsten und Selbstzweifeln geplagt und schließlich läuft alles auf den großen Showdown mit seinem Erzrivalen im Büro hinaus…
Buchkritik A$$HOLE
Um es gleich zu sagen, ich habe mich köstlich amüsiert. Nicht so sehr, weil Marty immer mehr in Richtung eines Arschlochs ging, sondern die kleinen Nicklichkeiten, die man nur zu gut aus dem eigenen Alltag kennt. Wird man beachtet, wird einem Respekt gezollt oder werden in der Schlange an der Fleischertheke erst wieder 5 andere Kunden bedient, obwohl man sich brav in der Schlange anstellte. Weicht man auf dem Bürgersteig einer entgegenkommenden Gruppe mit gesenktem Kopf aus oder bahnt man sich mit Bulleneiern wie Moses einen direkten Weg durchs Meer.
Leider ist man ständig mit Marty beschäftigt, weil schon Marty sich fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigt ist. Diesen Charakter muss man nicht unbedingt mögen, aber seine Versuche der Veränderung sind unterhaltsam. Leider werden die restlichen Akteure deswegen ein wenig unter den Teppich gekehrt und irgendwie hat man nach der Hälfte des Buchs das Gefühl, dass alle nur auf Arschlochskalen bewertet werden. Sozusagen von der Pelle zur Wurst bis zum Superarschloch.
Der Schreibstil scheint ernst zu sein und dennoch hat man immer das Gefühl eines kleinen zwinkernden Auges. Manche Situationen sind auch einfach nur drüber und wenn Marty sich mit einer alten Lady um einen Einkaufskorb streitet, wirkt die Situation recht komisch. Zudem kommt es immer wieder zu moralischen Anspielungen, philosophischen Fragen des Lebens und ein Wink mit dem Zaunpfahl fehlt auch nicht.
Die zweite Handlungsebene in einer Marketingfirma hat mich schon aus beruflichen Gründen gereizt. Hier wird zwar nur an der Oberfläche gekratzt, aber die Realität sieht ganz ähnlich aus.
Wer sollte A$$HOLE lesen
Eine gute Frage, denn wenn man sich selbst als Beta-Tier sieht, sicherlich nicht. Um ganz klar zu sagen: A$$HOLE ist ein Roman und kein Ratgeber, auch wenn er größtenteils wie einer geschrieben ist. Das schlimmste wäre echt, wenn sich eine Wurst das Teil durchlesen würde und deswegen sein Leben verändert. Es handelt sich maximal um die Parodie eines dieser Ratgeberbücher und wenn sie ein Ratgeberbuch für irgendwas im Leben, dann haben sie grundsätzlich nichts vom Leben verstanden!
Ich denke A$$HOLE ist mehr für die kleinen Alphatiere geschrieben und für diejenigen, die sich zumindest dafür halten. Man erkennt einiges wieder, bekommt vielleicht auch einen Spiegel vorgehalten und kann an der einen oder anderen Stelle auch ein wenig Lachen. Frauen werden vornehmlich auch nicht gerade Spaß an der Lektüre haben und so bleibt letztendlich eine recht kleine, aber exquisite Leserschicht. Dieser kann ich A$$HOLE empfehlen. Der Rest soll die Füsse stillhalten und lauschen, wenn der Kuchen spricht und er ein Krümel ist.
Informationen zu A$$HOLE
Erschienen im ULLstein-Verlag
Autor: Martin Kühn
ISBN: 3548372759