In diesem Artikel geht es um einen kleinen Reisebericht über den Edersee und den sich in der Nähe befindlichen Urwaldsteig. Es handelt sich dabei um einen Wanderweg, der einmal rund um den Stausee herum führt und der immer wieder ein Panorama bietet. Der örtliche Tourismusverband preist ihn in vollen Zügen an, ich jedoch möchte ein wenig mehr Wert auf die Realität werfen und die Route von Affoldern bis Herzhausen beschreiben.
Affoldern bis Waldeck – 1. Etappe
Den Einstieg in die Wanderroute fanden wir zwischen den letzten Häusern in Affoldern. Man erahnt schon die ersten Bergkämme und kann sich von unten ganz gut vorstellen, warum der Ort für einen Stausee ausgewählt wurde. Das Zeichen für den Urwaldsteig bildet ein weißer Vogel auf blauem Grund und schon ging es auch los mit einem recht ungemütlichen Anstieg. Immerhin folgten wir einem recht gut ausgebauten Waldweg, der aber schnell an Qualität verlor und sich mehrmals verzweigte. Die Wanderzeichen waren teilweise so gesetzt, dass sie erst 20 Meter hinter einer Weggabelung Auskunft gaben. So war es nicht verwunderlich, dass wir schon an der zweiten Weggabelung auf einen abenteuerlichen Holzschleppweg landeten, der im Nichts endete. Dank guter Orientierung ging es 5 Minuten quer durch den Wald, bis wir wieder auf dem Steig landeten und immer schön hoch den Berg.
Kurz vor der kleinen Kanzel, dem ersten Aussichtspunkt, erreicht man eine kleine Waldlichtung, auf der ein paar vom Papst gesegnete Tannen wachsen. Da es eh auf dem Weg liegt, nimmt man das gerne mit. Von der „kleinen Kanzel“ sieht man dann ein tolles Panorama und kann auch einen Blick auf die Staumauer werfen, an der leider der Urwaldsteig nicht vorbei führt. Ich kann jedem Erstbesucher nur raten einen Abstecher zu machen, da es immer ein fantastischer Blick von unten und von oben ist. Von der kleinen Kanzel aus ging es weiter zur Kanzel und hier gibt es eine kleine Schutzhütte, sowie einen fantastischen Blick über den See auf Waldeck, sowie das Waldecker Schloß.
Mit dem Verlassen der Kanzel ging dann auch der letzte Rest vom guten Wanderweg flöten und wir fingen an einem besseren Ziegenpfad zu folgen. Man beachte, dass hier auch wirklich der Urwaldsteig ist und man schon ein gutes Schuhwerk benötigt. Zusätzlich nasses Wetter machte die Bodenverhältnisse nur noch schlimmer und an manchen Stellen musste man sich aktiv an Ästen abwärts hangeln. Definitiv nichts für einen Sonntagsspaziergänger. Zudem das letzte Stück irgendwo zwischen der Ederseestraße zur einen Seite und im 20 Meter Abstand zur Wohnsiedlung verlief. Hier hätte man sicherlich einen besseren Weg bauen können und gerade mit Gepäck, ist es nicht immer einfach. Der Ederseesteig mündet im normalen Straßengeflecht von Waldeck und ein weiterer Anstieg von 20 Minuten führt einem zum Schloß Waldeck.
Hier oben gibt es eine kleine Seilbahn, die man für kleines Geld befahren kann und die einen auf Seeniveau bringt. Dort sind es noch circa 150 Meter bis zur Strandpromenade. Ein toller Flecken für einen Kurzurlaub, mit vielen Aktionen, einem kleinen Seebad mit Strandabschnitt und vielen kulinarischen Entdeckungsmöglichkeiten. Unsere Unterkunft war jedoch die Grillhütte Waldeck, zu der es erst mühselig wieder aufwärts ging. Man kann sie vorab mieten, ist riesig, hat fließend Wasser und sanitäre Einrichtungen. Eine große Grillstelle, lässt das Wanderherz nur höher schlagen.
Tipp: Das Lokal direkt am Campingplatz Waldeck hat einen kleinen Hauswaschbären, der immer zur Abendzeit zur Terrasse kommt und sich dort recht zahm zeigt. Trotzdem bleiben die Waschbären eine Plage, aber dazu später mehr.
Von Waldeck nach Scheid – 2. Etappe
Von der Waldecker Grillhütte kämpften wir uns zum Ausgang der Bärentalschlucht und setzten hier unseren Weg auf dem Urwaldstieg fort. Von hier muss man die Täler vieler kleiner Bäche umgehen. Am oberen Ende des Bärenbachs überquert man eine stabile Holzbrücke um dann gleich wieder steil aufzusteigen. Der Weg führt durch recht urige Wälder, bietet aber wenig Komfort und es fällt sehr auf, dass es praktisch überhaupt keine Mülleimer gibt. An vereinzelten Aussichtspunkten finden sich immerhin ein paar Parkbänke, auf denen man seine geschundenen Knochen ausruhen kann. Kurz vor der Abbiegung nach Nieder-Werbe ein großartiger Blick über den Edersee, bevor der Abstieg beginnt.
Nieder-Werbe an sich ist nicht so spannend, bietet aber die Möglichkeit seine Vorräte aufzufrischen und lädt in eines der gemütlichen Cafes oder Imbisse ein. Zudem gibt es in der Nähe noch eine Sommerrodelbahn und wer es nicht ganz so ernst nimmt mit dem Wandern, der sollte sich hier ein paar freudige und spaßige Minuten gönnen. Der Urwaldsteig führt hier ebenfalls wieder voll durch die Zivilisation und zeigt am Einstieg Richtung Scheid nochmal sein ganzes hässliches Gesicht. Es geht aus dem Ort wieder steil hinauf und nach ein paar Kilometern teilt man sich den Weg mit den Radfahrern. Wer ein wenig Zeit sparen möchte, der kann auch einfach der Ederseestraße in Richtung Scheid für circa 500 Meter folgen und kommt dann ebenfalls wieder auf den Urwaldsteig. Eine große Schlaufe mit circa 3 Kilimetern Länge, sowie einem extremen Höhenprofil hat man sich so gespart und außerdem ist es ganz nett in Seenähe zu laufen.
Von diesem Punkt aus schlängelt sich der Weg gemütlich und sanft in Richtung Scheid. Scheid an sich liegt auf einer Halbinsel und ist ein kleines typisches Dorf mit 2 Campingplätzen und einem kleinen Einkaufsladen, der aber nur für 2 Stunden am Tag geöffnet ist. Ein Highlight aber ist die Überfahrt nach Rehbach mit der kleinen Ökostrom-Fähre, die einen Fluchs ans andere Ufer bringt. Hier gibt es die Fischräucherei und auch wenn es nicht billig ist, man sollte sich hier etwas gönnen. Danach kann man ein wenig im Seebad abhängen und die Seele nach der anstrengenden Wanderung baumeln lassen.
Von Scheid zum Bootshaus Universität Marburg – 3. Etappe
Da es sich um eine studentische Wandertour handelte, lag unser Tagesziel beim Bootshaus der Universität Marburg. Wer kein Student ist, sollte seine Route hier nur bis zur JuHe Hohe Fahrt, bzw. den in der Nähe gelegenen kleinen Hütten planen. Diese kann man recht günstig mieten und erhält einen guten Standard. Diese Hütten wurden im Zuge einer Wette bei „Wetten Das…“ an nur einem Abend errichtet.
Merklich nimmt das Gelände ab und man kommt gut voran. Zwar ist es eine recht lange Laufstrecke, aber die Beschaffenheit ist in Ordnung. An dieser Stelle möchte ich mehr auf das Bootshaus der Universität Marburg eingehen. Es ist eine richtige kleine Perle, welche sich hier malerisch an den Edersee schmiegt. Eine Wiese, sowie ein Bootssteeg direkt am See, laden zum Verweilen ein. Ich für meinen Teil habe mich etwas abseits ans Ufer durchgeschlagen und bin dort meinem Hobby, dem Angeln nachgegangen. Es gibt eine schöne Grillstelle und ansonsten auch noch tierische Nachbarn mit den schon bekannten Waschbären. Hier gibt es auch noch ein kleines Video einer solchen Begegnung beim Fischen. Leider wurde er am Ende so aufdringlich, dass ich ihn regelrecht verprügeln musste. Die Waschbären am Edersee sind zu einer wirklichen Plage geworden.
Angeln am Edersee
Der Edersee ist groß und man möchte meinen, dass es hier genug Fischbestände geben würde. Die Karten sind relativ günstig (die Wochenkarte hatte mich 35.- € gekostet) und man darf recht viel fangen. Das Problem ist eher, dass es sich nicht gerade um ein fängiges Gewässer handelt. Die Ufer sind teilweise kaum zu erreichen und an den wenigen freien Stellen, tummeln sich sehr viele Angler. Richtig krass wird es erst, wenn man einen Blick auf den See riskiert. Hier liegen Angelboote bei schönem Wetter dicht an dicht.
An der Ausgabestelle meiner Karte hatte ich mich noch ein weni unterhalten und da wurden für das Pfingstwochenende circa 500 Angler erwartet. Dazu kommen noch die Einheimischen und die vielen Angelvereine direkt am See. Vom Ufer hat man hier recht wenig Chancen und bei der Masse von Fischern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es so manchen Menschen gibt, der die grundsätzlichen Gepflogenheiten nicht beherrscht. Da rudert schon mal der eine oder andere Kahn direkt in das Geschirr des anderen. Ohne Boot ist man jedoch ziemlich verloren, zudem man recht schnell Besuch von sehr aufdringlichen Waschbären bekommt.
Wer Zeit hat zum Anfüttern, wird allerdings recht gut Stippen können, tote Köderfische auf Grund brachten jedoch an 4 Tagen nicht einen Biss. Zudem hörte man von den werten Kollegen nicht gerade von den großen Fängen. Aus diesem Grund ist es sicherlich leicht, recht viel Fang auf der Angelkarte zu gewähren.
Vom Bootshaus nach Herzhausen – 4. Etappe
Eigentlich war für den letzten Tag noch eine längere Etappe geplant, allerdings ist es vom Bootshaus der Universität Marburg gar nicht mehr so weit nach Herzhausen. Gemütliche 90 Minuten Fußmarsch, der sich recht eben fast direkt am See hinschlängelt. Unterwegs findet man noch ein bekanntes Ausflugslokal und man kann hier durchaus eine kleine Pause für ein Bier verbringen.
Herzhausen ist das kleine recht malerische Dorf am Zufluß des Edersees. Hier sieht man über eine weite Schwemmfläche, in der die Vögel nisten und hat man immer etwas zu schauen. Ein großes Naturschutzgebiet sorgt für die Ruhe der Vögel. Kulinarisch kann Herzhausen durchaus mit den anderen Orten am Edersee mithalten, allerdings fehlt es ein wenig an der Gemütlichkeit, wie zum Beispiel in Waldeck. Immerhin gibt es aber einen großen Vorteil, denn Herzhausen besitzt noch einen kleinen Bahnhof und liegt an der Bundesstraße. Somit ist es ein guter Punkt um seine Tour zu beenden.
Fazit Urwaldsteig und Edersee
Der Edersee hat mich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen, auch wenn ich dort wohl nicht mehr wandern werde. Der Urwaldsteig ist teilweise sehr schlecht ausgebaut und als Schwarzwälder vermisse ich ein wenig die Mülleimer und die gepflegten Wanderwege. Was ich mir aber gut vorstellen kann, ist eine kleine Rundreise um den Edersee mit dem Fahrrad. Erstens kann man mehr mitnehmen und zweitens ist es wohl auch nicht ganz so anstrenged. Viele Sehenswürdigkeiten, wie das Wildgehege und den Baumwipfelpfand hätte ich gerne noch gesehen, aber dafür ist zu viel Zeit auf der Strecke geblieben.
Der Urwaldsteig an sich ist eine nette Idee, aber für den Wanderer, der die Einsamkeit der Natur sucht, ist er nicht zu empfehlen. Hier bietet sich lieber das hessische Hinterland an, das auch durch seine Strukturschwäche viel Natur zu bieten hat. Somit bleibt mir nur zu sagen, der Edersee an sich und seine Angebote sind top, der Urwaldsteig ist eher eine durchwachsene Veranstaltung.