Jean Jacques Rousseau wurde am 28. Juni 1712 in Genf geboren. Er wurde von seinem Onkel, einem kalvinistischen Landpfarrer aufgezogen. Von 1766-1770 war er in England und starb 1778 im Ermenoville bei Paris. Rousseau war einer der bedeutendsten politischen Denker seiner Zeit und sein Werk wirkt bis in die heutige Zeit nach. Seine Hauptwerke sind „Emile“ (1762), der „Diskurs über die Ungleichheit“ (1753 und „Der Gesellschaftsvertrag“ (1762). In diesem Artikel soll ein tiefer Einblick in die einzelnen Schriften gegeben werden und eine Übersicht über die politischen Ansichten.
Über die Ungleichheit des Menschen
In seiner Abhandlung über die Entstehung der Ungleichheit des Menschen strebt er danach, die bereits von Hobbes verwendete Theorie von Naturzustand des Menschen zu vervollkommnen. Er geht davon aus, dass jede Beschäftigung mit dem Menschen und seinem Werdegang eine Analyse dessen vorrausgehen muss, was den Menschen ausmacht. Er behauptet, dass es notwendig ist, zwischen der Grundnatur des Menschen und dem was der Fortschritt aus ihm gemacht hat, zu unterscheiden.
„Der Zustand, den er beschreibt, ist der zustand eines solitären Wesens, das weder über Sprache noch über Vernunft verfügt, das keine Vorstellung von Gott oder moralischen Pflichten noch irgendeinem Begriff von Recht, Eigentum und Herrschaft besitzt und dem das Bewusstsein des Todes unbekannt ist.“ – Discours sur l’inegalite, LXI, Jean-Jaques Rousseau
Nur wer auf diese Weise das Wesen des Menschen versteht, und seine Entwicklung von dort bis heute nachvollziehen kann, begreift ihn wirklich.
Sein Diskurs beschäftigt sich mit dem Menschen von dem Punkt an, an dem wer aus der Tierwelt heraustritt. Ein Wesen, das auf zwei Beinen geht, nicht von einer bestimmten Nahrung abhängig ist und das keine sozialen Bindungen eingeht. Er behauptet, dass der Mensch zu diesem Zeitpunkt amoralisch und unsozial ist, in dem Sinne, dass er weder sozial noch moralisch handeln muss. Er ist ein Einzelgänger, der sich lediglich für die Fortpflanzung mit einem Artgenossen trifft. Einen großen Vorteil schreibt Rousseau dem Menschen aber zu; er ist geistig und körperlich viel gewandter als die anderen Tiere und besitzt die Möglichkeit, seine Instinkte zu beeinflussen.
Irgendwann muss der Mensch erkannt haben, dass es Vorteile für alle Beteiligten bringt, wenn sie sich zu bestimmten Zwecken (z.B. der Jagd) kurzfristig zusammenschließen. Dieser Schritt hat weitreichende Folgen. Um erfolgreich zusammen zu arbeiten erfordert es zumindest eine einfache Kommunikation, dem ersten Schritt zur Sprache. Des Weiteren spezialisierte sich der Mensch auf seine Umgebung (Angeln am Meer, Jagen im Wald, etc.).
Irgendwann kam der Punkt, an dem es dem Menschen nicht mehr ausreichte, sich unter den nächstbesten Baum schlafen zu legen. er baute sich eine einfache Hütte. Dies war laut Rousseau der revolutionäre Zeitpunkt, der die Gründung von Familien zur Folge hatte und eine Art von Eigentum einführte. Durch das Zusammenleben von Vater, Mutter und Kind entstand nach Rousseau auch die die Liebe zum jeweiligen Partner und Kind. Dies war die Begründung der modernen Gesellschaft. Ab dieser zeit beginnt für R. auch die Spezialisierung der Geschlechter. Durch all diese Errungenschaften war den Menschen auch erstmals in der Lage sich Bequemlichkeiten und Arbeitserleichterungen zu erschaffen. Damit, so Rousseau, legte sich die erste Quelle allen Übels auf. Bald war der Entzug dieser Annehmlichkeiten „viel grausamer, als ihr Besitz süß war; und man war unglücklich wenn man sie verlor, ohne glücklich zu sein, wenn man sie besaß.“ (- Discours sur l’inegalite, Seconde Partie, S. 185, Jean-Jacques Rousseau) Durch das Zusammenleben im Verband, erst in der Familien dann im Dorf, begann sich ein gesellschaftliches Leben zu entwickeln. so entstand auch die gegenseitige Achtung, d.h. dass sowohl jeder begann, den anderen zu achten, als auch selbst geachtet zu werden. Die öffentliche Anerkennung bekam einen Wert. Wer sich in etwas besonders hervortat, wurde am meisten geachtet. Dies war nach Rousseau, die Entstehung der Ungleichheit, da jede Missachtung einem anderen gegenüber als Beleidigung aufgefasst wurde. Dies führte zu Auseinandersetzungen und irgendwann zum Krieg. Dieser Zustand wird laut Rousseau von vielen anderen Philosophen vor ihm irrtümlich als der Naturzustand angesehen.
Ganz im Gegensatz dazu sieht er den Menschen als ein sehr sanftes Wesen, dass durch „Instinkt und Vernunft gleichermaßen darauf beschränkt [ist], sich vor dem Schaden zu schützen, der ihm droht– [und] durch das natürliche Mitleid zurückgehalten wird, selbst jemandem Schaden zuzufügen.“ (- Discours sur l’inegalite, Seconde Partie, S. 191, Jean-Jacques Rousseau) Er beruft sich dabei auf Locke, indem er die Existenz des Unrechts, aus der des Eigentums ableitet. Im weiteren Verlauf widerspricht er all jenen, die aus diesem Zustand die Existenzberechtigung der absoluten Gewalt herleiten. Denn wieso sollte ein Volk, wenn es sich vor der eigenen Selbstzerstörung durch die Schaffung eines Machtgefüges retten wollte, sich einen Oberen suchen, der sie nicht gegen Unterdrückung und die Beraubung ihrer Freiheiten schützt.
„Wäre es daher nicht wider den gesunden Menschenverstand gewesen, damit den Anfang zu mache, der Gewalt eines Oberhauptes die einzigen Dinge auszuliefern, zu deren Erhaltung sie seine Hilfe brauchen?“ (- Discours sur l’inegalite, Seconde Partie, S. 229, Jean-Jacques Resseau)
An dieser Stelle möchte ich vom Verlauf des Discours sur l’inegalite abgehen und mit Rousseau’s Hauptwerk Du contrat social im nächsten Artikel fortfahren.
Weitere Teile der Artikelserie
- Teil 1 Jean-Jacques Rousseau
- Jean-Jacques Rousseau – Teil 2 – Der Sozialvertrag
- Jean Jacques Rousseau – Buch 3 – Der Sozialvertrag
- Regierungsformen nach Jean-Jaques Rousseau
- Rousseau und das Thema Wahlen
- Rousseau zur Religion
- Jean Jaques Rousseau Medien
Sonstige Stimmen zu Jean Jacques Rousseau