Walter Moers ist vor Allem durch seine Zamonien-Reihe und seine Das kleine Arschloch Comics bekannt. Bei unserem heutigen Werk handelt es sich um ein Experiment. Zu 21 Holzschnitten von Gustave Doré hat sich Moers eine Geschichte ausgedacht, in der Gustave selbst als Hauptcharakter auftritt.
Gustave ist hier 12 Jahre alt und gerade auf dem Meer, als ein Tornado sein Schiff erfasst. Er tritt den Tod und fragt ihn, ob er ihm entkommen könne – der Tod gibt ihm daraufhin aufgaben. Er muss eine Jungfrau aus den Klauen eines Drachen befreien, den Wald der Kobolde durchkreuzen, die Namen der sechs Riesen erraten, dem schrecklichsten Ungeheuer einen Zahn ziehen, sich selbst begegnen und den schließlich den Tod auf dem Mond treffen. Dabei sind die Aufgaben manchmal einfacher, als es scheinen mag, das Ungeheuer möchte den Zahn beispielsweise sehr gerne gezogen bekommen, er schmerzt nämlich sehr. Außerdem stehen ihm stets Gefährten bei seinen Aufgaben bei, sodass er tatsächlich alle Aufgaben bewältigen kann und dank seiner Freunde, die ihn begleitet haben das tiefste Geheimnis dieser Welt beim Tod im Mond erlangt.
Ein sehr gelungenes Experiment
Wilde Reise durch die Nacht ist ein ganz besonderes Werk. In nur knapp 200 Seiten wird ein ganzes Universum erschaffen, dass mit wenigen Worten extrem detailliert und ausführlich beschrieben wird, die Holzschnitte tun ihr übriges, um den Leser mit in diese seltsame Welt des Gustave Doré zu entführen. Dabei ist Moers bildreiche und anspruchsvolle Sprache sicherlich das tragende Element dieser Erzählung. Moers schafft es dank ihr, eine komplexe Welt mit wenigen, geschickten Worten aufzubauen, aber bleibt dabei stets allgemeinverständlich und für alle zugänglich.
Ein wenig haben mich diese Aufgaben an die Prüfungen des Herakles, der in den Olymp aufsteigen wollte erinnert und finde diese Umsetzung und Einflechtung dieses Mythos mehr als gelungen. Ich mag es ja gerne, wenn man in Büchern Anspielungen an andere Werke bekommt und ich bin sicher, würde man auf die Suche gehen, würden sich in der Wilden Reise durch die Nacht noch zahlreiche weitere dieser Anspielungen finden.
Eigentlich entzieht sich Wilde Reise durch die Nacht jeglicher Beurteilung und so bleibt mir nur, zu konstatieren, dass das Experiment, eine Geschichte zu den Holzschnitten zu kreieren, mehr als gelungen ist. Die im Buch eingefügten Holzschnitte wirken stets passend und nichts an dieser Geschichte wirkt konstruiert. Ich kann nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen, dieses Buch ist wirklich klasse und auch wahrscheinlich für jeden Leser, der das frühe Kindesalter hinter sich gelassen hat, zu empfehlen. Es kann folglich nur die eine Wertung von 10/10 Punkten geben.
Gastbeitrag
Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.