Dass der Reiseschriftsteller Bill Bryson nicht immer sonderlich ernst ist, muss an dieser Stelle wohl kaum noch erwähnt werden. Dass er ein Buch über seine Kindheit in Amerika geschrieben hat, ist jedoch durchaus interessant und so wollen wir uns heute Mein Amerika von ihm vornehmen.
Interessante und nicht ganz ernst gemeinte Autobiografie
Bryson beschreibt in diesem Buch sein Aufwachsen im Amerika der 50er Jahre. Dieses ist geprägt von der Angst vor dem Russen und vielen technischen Innovationen, wie beispielsweise einem elektrischen Messer, das sich gerne auch mal selbstständig macht und dann zu einem gefährlichen Monster werden kann. Er vermischt Alltagsanekdoten mit allgemeinen Feststellungen, so erzählt er beispielsweise von diversen Freunden, die ziemlich viel Unfug mit Sprengstoff und Bier angestellt haben und fährt damit fort, zu berichten, welchen Charme die dreckigen und stinkenden Kinosäle mit einem Fassungsvermögen von mehreren hundert Plätzen im Vergleich zu den heutigen kleinen Kinosälen hatten.
Dabei wird er nicht müde zu erwähnen, wie charmant doch die alten Restaurants und Supermärkte waren und wie schade es eigentlich ist, dass diese jetzt allesamt durch große Ladenketten abgelöst wurden, er aber immer der Einzige ist, den das stört. Aber auch seine persönliche Jugend kommt nicht zu kurz und so beschreibt er seine ersten Kontakt mit Mädchen und den Stress, dem er sich als Zeitungsbote unterwerfen musste.
Mein Amerika ist grundsätzlich ein ziemlich schönes Buch, wenn man einfach in eine vergangene Zeit und in ein fremdes Land abtauchen möchte. Aber auch dieses Buch ist nicht sonderlich ernst zu nehmen und nimmt sich auch selbst nicht ernst. Vieles wird deutlich überspitzt dargestellt und wenn sich Bryson über „Die Amis“ wundert, ist das stets mit einem großen Augenzwinkern zu beachten.
Das Amerika der 50er aus den Augen eines Teenagers geschildert zu bekommen, ist sicherlich spannend und auch die ganzen Geschichten über Freunde, Schule und die ersten Mädchen sind durchaus spaßig zu lesen, aber mitunter nehmen sie etwas überhand oder wirken doch etwas überzogen. So passiert immer, wenn er sich mit einem Mädchen verabreden will, irgendwas Peinliches. Das ist die ersten zwei Male ganz lustig, danach wird es aber langsam etwas fad.
Insgesamt ist Mein Amerika ein recht lustiges und unterhaltsames Buch, das sich perfekt als Urlaubslektüre eignet, aber nicht übermäßig ernst genommen werden sollte. Wer mit diesem Anspruch an das Buch herangeht, wird viel Spaß haben. Einen Blick ist dieses Buch auch für alle Nostalgiker und Amerikafreunde wert, diese haben bestimmt viel Spaß damit. So komme ich, weil ich ja eine Bewertung abgeben möchte, auch gute 7/10 Punkten und wünsche euch allen tolle Unterhaltung bei diesem Buch.
Gastbeitrag
Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.