Azrael – Hohlbein

Wir befinden uns in Berlin. Dort geschehen seltsame Selbstmorde. Diesen gemein ist nur ein Schriftzug, AZRAEL, der sich in der Umgebung des Tatortes oder des Täters finden lässt. Kommissar Brendig gerät, als ihn sein neuer Vorgesetzter Sendig angeheuert hat, in Kontakt mit der Familie Sillmann und erfährt etwas über vergangene Drogenexperimente mit einer stark bewusstseinserweiternden Substanz, die auf das Akronym AZRAEL hört. Hier kommt Mark ins Spiel, ein Junge, der an seinem 18. Geburtstag aus dem Internat ausbricht und löst quasi die Reihe dieser Selbstmorde aus. Er war eines dieser Versuchskaninchen, weiß aber nichts mehr davon.

Wer Hohlbein mag, mag auch Azrael

Es kommt schließlich heraus, dass er mit seinen Kollegen damals eine dunkle Macht heraufbeschworen hat, die alle Teilnehmer tötete, außer ihm, denn dieser Stoff verschaffte den Teilnehmern eine Art Schwarmintelligenz und verlieh ihnen eine Art übernatürlicher Kräfte, die stark genug war, um das Bild eines Todessengels lebendig zu machen. Dieser Engel bricht nun aus Mark aus und verwüstet die ganze Stadt.

Kritik

Azrael ist ein Buch von Wolfgang Hohlbein – und wer schon mal ein Buch von Hohlbein gelesen hat, der weiß ungefähr, wie sich Azrael anfühlt, denn Azrael ist sehr typisch für Hohlbein. Über 500 Seiten lang wird ständig eine Spannung aufrecht erhalten, alle paar Seiten passiert etwas und das ganze Szenario wirkt eher postapokalypisch, nicht wie eine reguläre Ermittlung. Immer passiert irgendwas, immer kommt etwas Neues hinzu – was das Lesen mitunter recht anstrengend macht. Charaktere kommen ständig in Schwierigkeiten und sterben manchmal nur ein paar Seiten, nachdem sie das erste Mal auftraten, dauernd überkommen irgendwelche Visionen die Protagonisten.

Problematisch ist, dass die ganze Geschichte dadurch extrem undurchsichtig wird. Ich werde gerne auch über hunderte Seiten im Dunklen gelassen, aber hier scheinen alle Charaktere irgendwie etwas zu wissen, was mir als Leser nicht mitgeteilt wird, sodass ich eher genervt war, dass ich jetzt noch immer nichts erfahren hatte. Auch die extrem übernatürlichen Kräfte unseres Kommissars, der angeschossen und verwundet wurde und zwei Seiten später wieder gesund zu sein scheint, nahmen mir hier etwas überhand.

Grundsätzlich ist der Roman aber ganz gut, ein biblisches Motiv wird als Horrorroman verarbeitet und die Charaktere sind auch durchaus nachvollziehbar gestaltet, die Handlung hat ihre Höhepunkte. Schlecht ist der Roman keinesfalls.

Trotzdem gebe ich an dieser Stelle nur eine Leseempfehlung, wenn ihr entweder gerne postapokalyptische Horrorromane lest, oder euch der Stil von Hohlbein – der sich in jedem Buch irgendwie ähnelt – generell gefällt. Dann habt ihr mit Azrael sicherlich einige vergnügliche Stunden. Folgerichtig bekomme das Buch dann von mir auch 6/10 Punkten.

Gastbeitrag

Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: