Nach dem Erfolg von Azrael tat Hohlbein etwas durchaus Nachvollziehbares – er schrieb einen Nachfolger. Warum das nicht hätte sein müssen, schauen wir uns heute an.
Es scheint alles wie zuvor. Wir sind noch immer in Berlin und es passieren wieder bizarre Selbstmorde. Bremer hätte eigentlich tot sein müssen, aber hat irgendwie überlebt und lag nur einige Zeit im Koma. Er wird vom Dienst suspendiert und eine gewisse Angela scheint ihn zu verfolgen, während gleichzeitig Gehirnaktivitäten von einem scheinbar toten Menschen in einem Geheimlabor gemessen werden.
Eine Fortsetzung, die nicht hätte sein müssen
Wir tauchen erneut in ein postapokalyptisches Szenario ein, diesmal wird Bremer selbst ständig gesucht und verfolgt, er soll entführt und verhaftet werden, ein Geistlicher gibt mysteriöse Hinweise und irgendwie schafft er es immer, allen Gefahren auszuweichen. Am Ende stellt sich heraus, dass der Todesengel, dem er sich in einem irren Showdown stellt, niemand anderes ist, als er selber und die Ausgeburt seiner Fantasien, denn er trägt die AZRAEL-Droge noch immer in sich. Er konnte all dies nur überleben, weil Angela eine Gegenseite des Todesengels war und ihn beschützt hat. In seiner Erkenntnis tut er das einzig Richtige und zerstört das alte Geheimlabor und sich selbst.
Kritik
Ich war nicht so besonders erpicht darauf, die Fortsetzung zu lesen, weil schon der erste Band nur ziemlich durchschnittlich war, aber ich besitze ja diesen schönen Sammelband, der beide Geschichten vereint. Also las ich auch diesen Band und war ziemlich enttäuscht, denn der ist von der Handlung her ziemlich dünn. Über weite Strecken passiert innerhalb der Handlung ziemlich wenig und es wird eine Survival-Horror Atmosphäre aufgebaut – ohne Handlung, dafür mit enorm viel überzogener Action. So etwas mag als Videospiel ein paar Stunden lang Spaß machen, in Buchform ist es wenig erbauend.
Diese ewigen Verfolgungsjagden, die dauernde Bedrohung, die scheinbar enormsten Verletzungen wirkten auf Dauer eher ermüdend, als noch wirklich spannend. Alles Interessante ist bereits im ersten Band passiert und die Handlung hätte man auch als umfassenden Epilog zusammenfassen können, denn so viel steckt in den 400 Seiten nicht drin. Es bewegt sich so alles auf dem Niveau „ganz passabel bis ganz nett“, aber schafft es nicht, wirklich zu überzeugen.
Eine Leseempfehlung kann ich eigentlich nur für echte Fans aussprechen. Immerhin tut das Buch niemandem weh, aber wer den ersten Teil nicht genial fand, wird sich bei diesem Band eher langweilen. Leider war das bisher der schwächste Hohlbein, den ich gelesen habe. An Spannung fehlt es nicht, aber die Handlung lässt leider stark zu wünschen übrig und viel Charakterentwicklung passiert auch nicht. Deswegen vergebe ich an dieser Stelle auch nur 4/10 Punkten.
Gastbeitrag
Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.