Juhuu, erstmal ein dickes Danke an den anonymen Spender für die Einsicht in die Briefwahlunterlagen dieser Bundestagswahl. Ich bin ganz überwältigt von der ganzen bunten Pracht. Vielleicht hat der Eine oder Andere schon meine Meinung zur Wahlbenachrichtung hier gelesen. Heute jedoch beschäftigen wir uns mit der Variante, dass man tatsächlich mit seiner Wahlbenachrichtigung eine Briefwahl beantragt hat und da hat jemand den Amtsschimmel bis zum bitteren Ende nieder geritten… 😉
Zunächst bekommt man einen dicken Umschlag und alles ist ganz, ganz offiziell und sieht auch wichtig aus. Macht man den dicken Umschlag auf, so wird es langsam aber sicher bunt: ein roter Umschlag, ein blauer Umschlag, ein Wahlschein, ein Wegweiser für die Briefwahl und natürlich auch noch den Personenüberprüfungsschein.
Ist das toll oder ist das toll? Alles schön bunt, damit man auch ja nichts verwechseln kann. Man könnte also meinen, man hätte sich grundsätzlich Gedanken zu diesem Konstrukt gemacht.
Laut Anleitung füllt man also zuerst den amtlichen weißen Stimmzettel aus. Ich weiß zwar nicht, warum hier das Weiß betont wird, aber die werden es wohl schon wissen. Wenn ihr amtlicher Stimmzettel nicht weiß ist, dann weiß ich vielleicht auch nicht ganz, was man da sonst noch wissen könnte. Hauptsache sie machen ein Kreuz bei ihrer Erststimme und ein Kreuz bei ihrer Zweitstimme oder sie machen das ganz anders oder sie malen ein paar Schmuddelbildchen auf den amtlichen weißen Stimmzettel. Also grundsätzlich können sie da machen was sie wollen, aber das sagt man ihnen nicht so gern, da man sonst so eine hohe Zahl von ungültigen Stimmen hat. Ich persönlich bevorzuge an dieser Stelle immer ein paar Sätze wie: „Wählt keinen von da oben… The internet is for porn… Blackjack & Nutten… schwul ist nur der, der vorne steht…“
Als zweiten Schritt nimmt man den amtlichen weißen Wahlzettel, klappt ihn total anonym zusammen und stopft ihn in den amtlich blauen Stimmzettelumschlag. Warum hier schon wieder ausdrücklich die Farbe erwähnt wird, das mag man nur erahnen. Steckt der Zettel drin, sofort sauber verkleben, steht so auch auf dem Umschlag. Eigentlich hat man nun schon so gut wie gewählt.
Der dritte Schritt gilt nun dem Wahlschein und hier weiß der geübte Wähler gleich, was er eigentlich zu tun hat. Auf der linken Seite wird um die Unterschrift des Wählers gebeten. Auf der rechten Seite allerdings verlangt man die Daten und die Unterschrift eines Vertreters. Wer dieser Vertreter ist, wird nicht genauer erklärt, aber darauf kommen wir später. Viel wichtiger ist, dass die Linie für die Unterschrift gedacht ist, mit den Worten Vorname, Nachname unterschrieben ist. Muss man erstmal drauf kommen, dass die Wahlleitung das Feld Unterschrift einfach anders nennt, als es alle Banken, alle Bußgeldstellen und selbst das Finanzamt tut ( und das Finanzamt ist sonst ganz weit vorn dabei mit komischen Ausdrücken! )!
Jedenfalls schnell den Wahlschein unterschreiben und den steckt man dann im nächsten schritt in den amtlichen roten Wahlbriefumschlag. OBACHT LIEBER WÄHLER! Hier etwas langsam machen, denn der amtliche blaue Stimmzettelumschlag muss auch noch in den amtlichen roten Wahlbriefumschlag. Dann schnell wieder zukleben.
Im großen und ganzen war es das jetzt eigentlich alles. Der Wahlbriefumschlag muss nun nur noch zum Wahlamt des Wählers. Meistens geht dies über die postalische Zustellung, also einfach in den Briefkasten werfen und gut ist.
Bis zu diesem Punkt dürfte alles klar und einfach sein. Wäre ja noch schöner, wenn die Wähler zu doof zum Wählen wären. Nur um ganz sicher zu gehen, haben die Herrn Wahlleiter aber noch eine ganz tolle Anleitung und Erklärung beigelegt. Diese kleine Anleitung gibt mir allerdings, so ganz gegen meine Natur und meine sonstige Art, das Gefühl, ich müsste mich ein wenig kritisch äußern.
„Wähler, die des Lesens unkundig oder wegen einer körperlichen Beeinträchtigung gehindert sind, den Stimmzettel zu kennzeichnen, können sich der Hilfe einer anderen Person bedienen“
Punkt 3. erster Satz, Hinweise für Briefwähler, Wahl zum 17. Bundestag
Wow, das finde ich gut, dass sich die Leute auch für Benachteiligte einsetzen. Besonders toll finde ich, dass man Leute die nicht Lesen und Schreiben können besonders erwähnt und in schriftlicher Form anspricht. Immerhin bekommen sie so erst gar nicht mit, dass man sie verarscht. 😉
„Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland sollte der Wahlbrief spätestens drei Tage vor der Wahl (Donnerstag, den 24. September 2009), bei entferntliegenden Orten noch früher, bei der deutschen Post AG eingeliefert werden. … Außerhalb der Bundesrepublik Deuschland…“
Punkt 4. Hinweise für Briefwähler, Wahl zum 17. Bundestag
Hmm, also innerhalb der Bundesrepublik Deutschland und ihre entfernt liegende Orte… Ich als Schwabe würde zwar sofort auf solche Ländereien wie Mecklenburg-Vorpommern tippen, aber die sind wohl nicht gemeint. Könnten die deutschen Exklaven wie zum Beispiel Büssingen sein. Allerdings hat Büssingen meines Wissens eigentlich auch ein Wahlbüro und auch Helgoland kann durchaus am Ort wählen. Wie wäre es also mit der Zugspitze als entfernt liegender Ort? Grundsätzlich hätte ich ja eine Vermutung, die aber niemals zutreffen könnte. Also wenn ich immer so einen Mist verzapfe, dann meist, weil ich mir das Zeug einfach runter tippe und kein zweites mal durchlese. 😉
Leider sind es nicht meine Wahlunterlagen, so dass ich Euch nicht demonstrieren kann, was ich damit alles anzustellen wüsste. Kommen aber in nächster Zeit bestimmt noch ein paar andere Wahlen und den eigentlichen Urnengang gibt es ja auch noch.
Wählt alle fleißig, ist gaaaaaanz wichtig, sonst bekommen die Parteien kein Geld für Eure Stimmen. 😉