Bereits seit einigen Jahren bloggt die Berliner Lehrerin Frau Freitag unter diesem Pseudonym Geschichten aus ihrem Alltag. 2011 erschien dann im Ullstein Verlag das erste Buch von ihr. Chill mal Frau Freitag heißt es und ist der Gattung des Blogromans zuzuordnen.
Amüsante Lehrergeschichten für den Sommerurlaub
In loser Folge erzählt Frau Freitag dort Geschichten aus ihrem Lehrerleben, insgesamt handelt Frau Freitag in ihrem Buch ein Schuljahr ab. Nach den Sommerferien kommen die Schüler in die Schule und haben natürlich keine Stifte dabei, in Elterngesprächen, zu denen sie die Dauerschwänzer zwingt, kann kein Elternteil Deutsch und Schüler wachsen zweisprachig auf und können dabei keine der Sprachen wirklich gut – und fühlen sich dementsprechend weder in Deutschland, noch in der Türkei zuhause.
Unterrichten ist bei Frau Freitag nicht so einfach, einen roten Faden im Unterrichtskonzept kann man vergessen, zu gering die Erinnerungsleistung der Schüler. Nur mit etwas Glück und viel Spontanität kann sie einen geringen Lernerfolg erzielen – und muss dann auch noch die Schüler bewerten.
Frau Freitags Buch ist perfekt für den Sommerurlaub geeignet, weil es in herrlicher leichter Sprache geschrieben ist und man der Autorin anmerkt, dass sie sich einfach von der Seele wegschreibt und ein authentisches Bild präsentieren möchte. Dabei reicht die Palette von ihren Gefühlsregungen von Resignation bis Begeisterung – sie bildet also das Auf und Ab in einem Schuljahr ab.
Besonderheit ist sicherlich die authentische Sprache der Schüler, die auch ungefähr dem entspricht, was man so auf der Straße oder im Bus hört, viel gebrochenes Deutsch mit türkischen Wortfetzen. Dabei will Frau Freitag die Schüler jedoch nicht bloßstellen, es geht vielmehr darum, Verständnis für die schwierige Situation der Schüler und Lehrer in einer Brennpunktschule zu erzeugen.
Das Buch langweilt aber nicht, sondern ist sehr unterhaltsam und bringt seine Botschaft weniger direkt zum Ausdruck; sie schwingt eher im Unterton mit.
Zu erwähnen ist sicherlich noch, dass das Buch sich aus den Blogeinträgen zusammensetzt, die sowieso schon im Blog erschienen sind. Wer also Frau Freitags Blog kennt, für den bietet das Buch wenig Neues, sondern eher eine Auswahl der schönsten Beiträge eines Jahres. Wen das nicht stört oder wer den Blog noch nicht kennt, wird sicherlich viel Spaß mit diesem Buch haben – von dem es übrigens auch noch einen zweiten Band gibt.
Es stört vielleicht ein wenig, dass keine Daten dabeistehen, das macht die zeitliche Einordnung der Beiträge etwas schwierig – die Zusammenhänge bleiben dadurch manchmal etwas unklar, aber das ist nur Kleinkram. Insgesamt ist Chill Mal Frau Freitag ein tolles Buch für zwischendurch und bekommt von mir als solches 8/10 Punkten.
Gastbeitrag
Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.